Wenn ich auf Touren abends im Zelt liege, beschäftige ich mich ja gern mit Operatorenrechnung, numerischer Mathematik und Approximationstheorie. Diese Leidenschaft teilt Muchtarbai Otelbajew. Da er offenbar weniger Zeit in seinem Kajak verschwendet, hat er vor mir eines der Milleniums-Probleme der Mathematik gelöst. Mit einer allgemeinen Lösung der Navier-Stokes-Gleichungen will er die Entwicklung von Wellen mathematisch prognostizieren können. Das Preisgeld von einer Million Dollar ist damit für mich einstweilen futsch.
Bleibt also nur, sich seichteren Gebieten der Wellenforschung zu widmen. Als Einstieg in das Forschungsfeld hat sich das Buch „Monsterwellen“ von Susan Casey bewährt. Die Autorin begibt sich darin auf eine unterhaltsame Entdeckungsreise zu Klimaforschern, Schiffsversicherern und immer wieder Surfern. Der Leser erfährt, warum Standup-Paddler bei den Wellenreitern ziemlich unbeliebt sind, und wird Zeuge zahlreicher Obzessionen. Besagte Surfer haben es sich nämlich zur Lebensaufgabe gemacht, 30-Meter-Wellen zu reiten – ganz ohne Kajak wohlgemerkt. Auch dafür winkt ein ansehnliches Preisgeld. Bei der Jagd nach diesen Wellen entwickeln sie eine ähnliche Beziehung zum Wasser wie Captain Ahab zum weißen Wal. Für Freunde bewegter Bilder hat die BBC das Thema Monsterwellen ebenfalls aufbereitet – allerdings gänzlich ohne Surfer.
Eher theoretisch begegnet James Trefil dem Thema. In seiner Abhandlung „Physik im Strandkorb“ liefert er zu 14 Oberthemen Erklärungen – beispielsweise für die Entstehung von Gezeiten und das Verhalten der Brandung. Ihm gelingt spielend, den Jungforscher auch über den Tellerand des eigenen Gebietes hinaus zu begeistern – etwa für die Statik von Sandburgen. Manchmal geraten seine Ausführungen allerdings etwas langatmig, eignen sich dann aber perfekt, das ein oder andere Nickerchen am Strand einzuleiten.