Rock’N’Roll!

Das erste Mal in einem Kajak saß ich in einer Schwimmhalle in Osnabrück. Das Ganze ist fast fünfzehn Jahre her und ich wollte die Eskimorolle lernen. Irgendwie fanden zwei Freunde und ich das Flugblatt des Unisports in der Mensa lustig und wir wollten uns mal wirklich wichtige Fähigkeiten aneignen – studium generale und so. Ruckzuck hatte ich den Dreh raus und nach dem zweiten Termin konnte ich rollen. Zwei Jahre später im Schwedenurlaub war dann Angeben angesagt. Schnell in den Neoprenanzug und raus auf den See. Noch schneller war ich wieder auf dem Boden der Tatsachen. Die Erfolgsquote lag bei unter fünf Prozent und das Wasser des Sees war einmal komplett durch meine Nasennebenhöhlen gefiltert. Immerhin gibt es noch ein Beweisfoto (zumindest vom Reinfallen und davon, dass ich am Hinterkopf mal Haare hatte).

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Als ich Jahre später begonnen habe, regelmäßig zu paddeln, war der Weg zur Rolle lang und steinig. In seinem Blog hat Gero dazu mal einen schönen Artikel geschrieben. Ähnlich lief es bei mir. Trotz stundenlanger Versuche im Nichtschwimmerbecken von Lindow und viel Geduld (zumindest von Gero) wollte der Knoten nicht platzen. Bei meinen Versuchen auf dem See war durchgehend Catharinas Bootsspitze zur Eskimorettung notwendig. Den entscheidenden Durchbruch brachten knapp fünf Minuten mit Silke – die Grundlagen waren längst verinnerlicht, aber der Grobmotoriker in meinem Kajak konnte sie nicht zusammensetzen. Statt irgendwelcher Bogenschlagsversuche mit oder ohne Paddelfloat, ermutigte mich Silke, mein Grönlandpaddel im rechten Winkel zu halten – sie hielt die andere Seite. Im Ergebnis sei das nichts anderes als die Eskimorettung, die ja bereits bestens funktionierte. Das klappte sehr gut – auch als sie das Paddel bei der nächsten Rolle losließ… und beim nächsten Dutzend Hangrollen.

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Nachdem die erste Rolle erstmal halbwegs sicher saß, war die Weiterentwicklung eine Frage von Zeit und Geduld. Die Übertragung auf die „schlechte“ Seite ging nicht von heute auf morgen. Vorteil war aber die Sicherheit, auf der Schoko-Seite sicher hochrollen zu können. So endeten Fehlversuche nicht zwangsläufig mit einem nassen Ausstieg, sondern mit einem tiefen Atemzug auf der guten Seite. Die Feuerprobe bestand ich in der Brandung vor Wangerooge mit einer Rolle, die nicht auf Ansage erfolgte, sondern in einer brechenden Welle, die mich schlicht umwarf. Seitdem arbeite ich kontinuierlich daran, weniger Kraft einzusetzen und das Paddel auch mal wegzulassen. Schwimmhallen sind daher im Winter weiterhin ein beliebtes Paddelrevier. Einer der Freunde vom Rollenkurs in Osnabrück behauptet seit Jahren, er könnte weiterhin aus dem Stand rollen. Demnächst gebe ich ihm die Gelegenheit zum Versuch.

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