Einsitzen 2024

Meine erste (knapp) 50km-Tour in Vorbereitung auf den diesjährigen Hiddenseemarathon ging letztens um den Müggelturm. Das war mal was Neues, gilt aber nicht. Eingesessen wird zum Griebnitzsee! Gestern war es soweit. Der Wecker vibrierte nochmal eine Stunde früher als sonst und kurz nach sechs ging es auf’s Wasser. Ein seltenes Wetterphänomen trug mich beschwingt in Richtung Wannsee: Rückenwind. Aber wer wäre ich, wenn ich mich nicht im nächsten Atemzug beklagte. Der Wind frischte natürlich im Tagesverlauf deutlich auf, sodass das bisschen Rückenwind den respektablen Gegenwind auf der Rücktour gen Norden nicht für fünf Pfennig ausglich. Nun rufe ich meinem gestrigen fluchenden Ich zu: dafür sind Trainingsrunden ja da. Und wenn der Grunewaldturm gefühlt keinen Millimeter näher kommt, überkommt einen doch ein wohliges Stralsund-Gefühl.

Mitten durch Berlin

Meine Beziehung zum Paddeln durch Berlin ist tief gespalten. Wer mich mal auf den Landwehrkanal anspricht, bekommt als Antwort die überraschend unflätige Beschimpfung eines Gewässers retour. Fazit: nur wenn es wirklich sein muss und mit nochmals gechecktem Impfstatus. Die Spree ist wegen ihrer guten Erreichbarkeit über die letzten Jahre zu meinem heimlichen Hausgewässer geworden. Sorry, Havel, dass Du es auf diesem Wege erfährst. Aber ich schweife ab… einmal im Jahr jedenfalls darf man dank der Initiative von Landeskanuverband und seinem rückwärtsblickenden Pendant die Spree auch dort bepaddeln, wo es sonst nicht erlaubt ist: zwischen Oberbaumbrücke und Kanzleramt. Das hatte sich bei uns in den letzten Jahren nie ergeben. Und es ist es definitiv wert, dabei zu sein, wenn hunderte Kajaks und Ruderboote für fünf sonnige Stunden ihr angestammtes Terrain zurückerobern. Das ergibt auch für Menschen, die sich ziemlich häufig in Berlin Mitte rumtreiben, nochmal schöne neue Perspektiven und sogar Erkenntnisse. Schließlich ist mir jahrelang nicht aufgefallen, dass ich zum Teil täglich über die Mündung der Panke in die Spree flaniert bin.

2023

Auch wenn es im vergangen Jahr keine regelmäßigen Beiträge hier im Blog gab (oder auch nur überhaupt einen…), saß ich die ein oder andere Stunde im Seekajak oder Wanderzweier. Und es sind ein paar schöne Erinnerungen in vielen Blau- und Grüntönen zusammengekommen. Nicht für alles lohnt ein ein eigener Beitrag, weil auch viele Klassiker dabei waren – allen voran der Hiddensee-Marathon. Bei anderen fehlt die Zeit für ausführlichere Beiträge – z.B. den Familienurlaub in Schweden, auf Rheinsberger Gewässern oder das Brandungspaddeln vor Usedom. Auch 2024 ist einiges geplant, der Tegeler See taut gerade wieder auf und die ersten Fähren Richtung Norden sind gebucht.

Gardasee revisited

Es ist unbestritten, dass der Gardasee ein tolles Revier für Outdoor-Aktivitäten ist. Wanderer, Kletterer, Paraglider, Mountainbiker, Surfer wissen ihn zu schätzen. Für den Campingurlaub 10 Meter entfernt vom See musste daher natürlich mein Seekajak mit, nachdem ich beim letzten, eher spontanen Besuch vor einigen Jahren nur mein kurzes Wildwasserkajak zur Hand hatte und daher nur ein wenig am Strand gerollt bin. Inspiriert von ein paar Tourenvorschlägen aus unserem Outdoor-Reiseführer habe ich mein Boot vom Zeltplatz in Bardolino aus in verschiedene Richtungen gelenkt – der Temperaturen wegen vor allem früh morgens, nachdem sich die Tore des Zeltplatzes geöffnet haben. Klasse fand ich die Wellen, die sich vor allem morgens – der Thermik wegen – zwischen San Vigilio und Isola del Garda aufbauen. Es mag sein, dass mich mein Übermut ob dieser Entdeckung auch unfreiwillig ins nicht allzu kühle Nass befördert hat. Meine Kajakrolle sitzt weiterhin auch beim überraschenden Einsatz und die neue Mütze aus Marstal treibt glücklicherweise oben auf. Ansonsten war der Gardasee aber ein ziemlich gleichförmiger, großer Ententeich mit beeindruckendem, aber monotonem Alpenpanorama. Als alleiniges Kajakziel ist er mir in jedem Fall zu idyllisch (diplomatisch für „eher langweilig“) und bietet zu wenig Abwechslung. In Kombination mit anderen Aktivitäten, einem eher kulturinteressierten Urlaub und italienischem dolce vita sind Kajaktouren hier eine angenehme Ergänzung. Im pi-warmen Wasser kann man jedenfalls geduldig mal wieder ein paar Rollen ausprobieren und festigen.

Sommersolo in der dänischen Südsee

Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass ein Aufenthalt am Meer das Wohlbefinden entscheidend erhöht – zumal, wenn man sich dabei sportlich betätigt. Wer schon einmal in einem Seekajak gesessen hat, dürfte davon nicht wirklich überrascht werden, aber eine willkommene Bestätigung finden. Vollständig anekdotisch und wissenschaftlich nicht belegt ist, dass ein Sommer in der dänischen Südsee der allerbeste Ort ist, um sich von einem 5er Wind den Kopf freipusten zu lassen. Idyllische Orte mit æ und ø sowie schier unbegrenzte Möglichkeiten für Inselhopping, Umrundungen und völlig unsinnige Querungen, weil man sich doch die schicke Schirmmütze in Marstal kaufen möchte, tun ihr übriges. Mein zweites Mal im südfynischen Inselmeer, dieses Jahr allein, im neuen Kajak und zwei Wochen Zeit hat meine Begeisterung für dieses Paddelrevier endgültig fest verankert. Gestartet mit einer groben Idee, aber vielen spontanen Entscheidungen für Distanz und Tagesziel hat mich die Serendipity nach knapp 400km wieder sicher an mein Ziel getragen. Dazwischen hat sie ihrem Namen alle Ehre gemacht: neugierige Seehunde, Hafenmeister mit Schifferklavier, unverhoffte Treffen mit Studienfreunden, die ein Fischbrötchen übrig haben und endlich mal Schweinswale.

Havel ab

Nach der erfolgreichen Premiere im vergangenen Jahr fand der Famlien-Sommerurlaub 2021 wieder an Bord von Back- und Steuerboot statt. Dieses Mal ging es von Tegel aus die Havel runter bis nach Havelberg und noch eine Tagesetappe auf der Elbe, weil irgendjemand bei der Planung von Havelberg den Bahnhof vergessen hat, um das Auto zur Rückreise nachzuholen. Ansonsten gibt es zu dieser familientauglichen Gepäcktour mit viel Natur meinerseits sicherlich keine Beschwerden. Guter Ebayer, gerne wieder.

Auf die 12 | Hiddenseemarathon 2021

Das schöne am Hiddenseemarathon ist, dass man wirklich ausreichend Zeit hat, sich ein tolles Wortspiel für den nachfolgenden Blogbeitrag zu überlegen. Ich jedenfalls durfte im dritten Anlauf mit der Startnummer 12 antreten. Da ich nach sieben Jahren Pause (darüber komme ich immer noch nicht hinweg) ein wenig aus der Übung war, hatte ich es verschwitzt vernünftiges Tape zum Befestigen der Startnummer mitzunehmen und war beim Zusammenschnorren offenbar so zurückhaltend, dass besagte Startnummer ab der Nordspitze von Hiddensee ziemlich agil im Wind flatterte und ich alle paar hundert Meter mit dem Paddel kräftig drauf rum klopfen musste. Auf die 12… haha. Ziemlich länglicher Einstieg. Aber ich schreibe mich hier im Blog ja auch erst wieder warm.

Über den Marathon selbst muss man ja gar nicht groß was schreiben. Ist er doch seit 20 Jahren eine Institution in Seekajakfahrerkreisen. Den Organisatoren kann gerade derzeit nicht hoch genug angerechnet werden, dass ihnen trotz der aktuellen Einschränkungen und Hindernisse nicht die Motivation abhanden kommt und sie da wieder eine großartige Veranstaltung organisiert haben.

Ich persönlich habe im letzten Jahr wieder angefangen, regelmäßig und (manchmal vielleicht ein wenig zu) konsequent Sport zu treiben. Zur Jahreswende war da der Hiddenseemarathon ein willkommenes Ziel, um die Energie zu kanalisieren – hatte ich doch auch noch hier eine Rechnung bzw. einen erfolgreichen Abschluss offen. Eingedenk der letzten Jahre mit *hust* eher wenig Bootskilometern hatte ich mir vor allem das Ziel gesetzt, den Marathon auf eigenem Kiel zu beenden. Wenn ich dann noch unter 10 Stunden bliebe… Auch hier lange Rede. Nach einer wirklich großartigen Tour rund um Hiddensee mit bestem Paddelwetter, bei der ich es gerade auf der Ostsee fast bereut habe, das nicht länger genießen zu können, stand jedenfalls 9:37 auf der Uhr. Ich könnte kaum glücklicher sein. Zumindest dieser Virus hat mich jetzt jedenfalls wieder erwischt und ich schmiede Pläne auch für das kommende Jahr.

Einsitzen 2021

Ein wenig ungläubig bin ich schon, dass meine letzte Tour zum Griebnitzsee sieben Jahre zurückliegt – ähnlich lange wie meine letzte Teilnahme am Hiddensee-Marathon. Für letzteren habe ich mich gleich im Januar ambitioniert angemeldet. Erstere musste also nach alter Paddler Sitte wieder zur Bestimmung des Fitnessniveaus in diesem Jahr herhalten. Selbes Boot wie vor sieben Jahren und gleiche Erkenntnis: besser habe ich noch in keinem anderen Kajak gesessen. Dadurch lief die Tour trotz langem Gegenwind überraschend flott und leichtgängig. Zur „Belohnung“ gab es gen Ende noch ein paar Unwetterböen, auf denen es sich flott gen Heimathafen surfen ließ.

Rückblick: Märkische Umfahrt 2020

Ein Vergnügen eigener Art
ist doch eine Wasserfahrt.
Und ein Vergnügen (frage nicht wie)
ist eine Berliner Landpartie.

Theodor Fontane

Es ist ja nicht so, dass ich 2020 nur im heimischen Wohnzimmer gepaddelt wäre. Bereits Anfang des Jahres stand fest, dass der Sommerurlaub die erste Gepäcktour zu viert werden sollte. Unsere Seebären aus der Werft von Tomas Meier bekamen eine Generalüberholung und ein Corporate Design. So vorbereitet ging es auf die Märkische Umfahrt, eine wirklich schöne, gut 180 km lange Rundtour auf Spree und Dahme. Gerade Brandenburg hat auf der Strecke viele tolle Wasserwanderrastplätze eingerichtet. Bei der Wahl von Etappen und Zeltplätzen sollte man auf der Karte auch einen Blick auf Autobahnen in der Nähe werfen – nachts rücken die zum Teil näher und führen dann direkt durchs Vorzelt. Je weiter man von Berlin weg ist, desto herrlicher wird die Natur – immerhin dort kann man noch in der Spree baden, wenn man sich nicht daran stört, dass ständig Nutrias kreuzen. Wegen des Erfolgs bei allen Beteiligten ist für 2021 eine Fortsetzung auf der Havel auf ausgepaddelten Pfaden geplant.