Auch 2025 war der Hiddenseemarathon für mich der vorläufige Höhepunkt des Paddeljahres. Beim sechsten Mal fühlte ich mich so gut vorbereitet wie nie zuvor und die Routine brachte mir Ruhe. Gleichwohl ist kein Hiddenseemarathon wie der andere. Dieses Mal prägte der ehrfürchtige Blick auf die Windprognosen die Tage vor dem Rennen, die auch die Organisatoren zu einer beruhigenden Mail an alle Teilnehmer motiviert hat – ohne sich aber den Hinweis zu verkneifen, dass man sich ja nicht grundlos zum „härtesten Offshore-Rennen Deutschlands“ angemeldet habe. Zur obligatorischen Einweisung am Vorabend stand dann aber fest, dass der Marathon stattfindet und zwar auf der gewohnten Strecke im Uhrzeigersinn um Hiddensee herum.
Der Wind auf der Ostsee war dann auch nicht so stark wie vorhergesagt – reichte aber, um ein paar schöne Wellen zu erzeugen und recht gut Richtung Nordspitze zu pusten. Dass Dünungswellen in anderem Winkel kamen, sorgte aber dafür, dass ich doch zwei, dreimal recht hart stützen musste. Da war ich ziemlich happy, dass ich mich in letzter Minute gegen Experimente mit meinem noch recht neuen Paddel entschieden habe, bei dem mir ein wenig die Souveränität gefehlt hätte. Irgendwann passierte ich einen Surfski-Fahrer, der gerade wieder aufstieg und ein Zweierteam, das gerade ihr Boot lenzte. Um die Nordspitze herum luden schließlich Wellen zum Surfen ein. Es mag sein, dass ich eine davon etwas überschwänglich nehmen wollte und mich verstützt habe. Jedenfalls fragte mich jemand knapp 20km später, ob ich die Rolle mit Absicht eingebaut habe, weil sie so elegant ausgesehen habe…
Fest stand, dass jedenfalls für die zweite Hälfte zwischen Hiddensee und Rügen keine Vergnügungssteuer anfällt. 35km gegen Wind und Wellen von der Seite prügeln, zehrte irgendwann an der Substanz. Trotz guter Vorbereitung zogen hier wieder einige an mir vorbei, die ich an der Pausenstelle passiert hatte. Aber so hatte ich einmal mehr ausreichend Orientierung für meine Nemesis – das letzte Meldeboot zu finden. Auf geradem Kurs ging es anschließend auf die Kirchtüme von Stralsund zu – ging ich doch davon aus, dass es auf dem Strelasund dann sowas wie Windabdeckung gibt und ich die letzten 7 – 8 km nochmal ganz entspannt paddeln kann. Dass einige einen großen Bogen nach rechts und dann dicht unter Land fuhren, hätte mich vielleicht stutzig machen sollen. Das hätte mir dann aber die nach 9 Stunden Paddeln wunderbare Erfahrung geraubt, wie der 5er Wind alle zwei Sekunden ziemlich harte Wellen seitlich gegen das Boot haut und das aufspritzende Wasser mir in einer Tour die Sicht nimmt.
Bei vergleichbaren Bedingungen war ich vor zwei Jahren knapp zwei Stunden langsamer und ich konnte dieses Mal ausreichend gut mit dem Feld mithalten. Nachdem mein Trainingszustand vorher schon subjektiv recht gut war, ist das wohl eine schöne Bestätigung, ein paar Sachen in der Vorbereitung richtig gemacht zu haben. Bis zum nächsten Jahr.