Als jemand, der nicht so gern Fotos von sich mag, stolpere ich in letzter Zeit immer wieder über Bilder, die trotzdem entstanden sind. Z.B. weil bei der Berliner Wertungsfahrt / Halbmarathon Oberhavel ein Teilnehmerbild zum Programm gehört. Vor gut zehn Jahren war ich flotter (im Boot unterwegs) als in diesem Jahr (die Distanz muss damals länger gewesen sein…). Fitter fühle ich mich jetzt (meist). Und damals war ich fest davon überzeugt, fitter zu sein als weitere 10 Jahre zuvor. Ist doch was…
Autor: Mario Rehse
Keine halben Sachen
Ähnlich wie bei der letzen Aller-Hochwasser-Rallye habe ich ausreichend Entrüstung auf mich gezogen, als ich kurz erwogen habe, beim Berliner Kanu-Halbmarathon allein anzutreten. Also ging es erstmalig in unseren Wanderzweiern als K2 Mix an den Start bei einer Fahrt mit Zeitnahme – in Begleitung ein paar weiterer Einer aus dem Verein. Die Strecke führte zu ganz großen Teilen über die Seen, die im letzten Winter zu meiner Brot- und Butter-Strecke für die kalte Jahreszeit geworden sind. Nur in die Große Krampe hatte ich mich bisher nicht vorgewagt. Schlussendlich waren alle mit der Tour und den jeweils erpaddelten Zeiten sehr zufrieden – insbesondere angesichts des zum Teil recht starken Windes. Einmal mehr eine Veranstaltung mit viel Potenzial, dass es nicht bei der einmaligen Teilnahme bleibt.

Hiddenseemarathon 2025
Auch 2025 war der Hiddenseemarathon für mich der vorläufige Höhepunkt des Paddeljahres. Beim sechsten Mal fühlte ich mich so gut vorbereitet wie nie zuvor und die Routine brachte mir Ruhe. Gleichwohl ist kein Hiddenseemarathon wie der andere. Dieses Mal prägte der ehrfürchtige Blick auf die Windprognosen die Tage vor dem Rennen, die auch die Organisatoren zu einer beruhigenden Mail an alle Teilnehmer motiviert hat – ohne sich aber den Hinweis zu verkneifen, dass man sich ja nicht grundlos zum „härtesten Offshore-Rennen Deutschlands“ angemeldet habe. Zur obligatorischen Einweisung am Vorabend stand dann aber fest, dass der Marathon stattfindet und zwar auf der gewohnten Strecke im Uhrzeigersinn um Hiddensee herum.
Der Wind auf der Ostsee war dann auch nicht so stark wie vorhergesagt – reichte aber, um ein paar schöne Wellen zu erzeugen und recht gut Richtung Nordspitze zu pusten. Dass Dünungswellen in anderem Winkel kamen, sorgte aber dafür, dass ich doch zwei, dreimal recht hart stützen musste. Da war ich ziemlich happy, dass ich mich in letzter Minute gegen Experimente mit meinem noch recht neuen Paddel entschieden habe, bei dem mir ein wenig die Souveränität gefehlt hätte. Irgendwann passierte ich einen Surfski-Fahrer, der gerade wieder aufstieg und ein Zweierteam, das gerade ihr Boot lenzte. Um die Nordspitze herum luden schließlich Wellen zum Surfen ein. Es mag sein, dass ich eine davon etwas überschwänglich nehmen wollte und mich verstützt habe. Jedenfalls fragte mich jemand knapp 20km später, ob ich die Rolle mit Absicht eingebaut habe, weil sie so elegant ausgesehen habe…
Fest stand, dass jedenfalls für die zweite Hälfte zwischen Hiddensee und Rügen keine Vergnügungssteuer anfällt. 35km gegen Wind und Wellen von der Seite prügeln, zehrte irgendwann an der Substanz. Trotz guter Vorbereitung zogen hier wieder einige an mir vorbei, die ich an der Pausenstelle passiert hatte. Aber so hatte ich einmal mehr ausreichend Orientierung für meine Nemesis – das letzte Meldeboot zu finden. Auf geradem Kurs ging es anschließend auf die Kirchtüme von Stralsund zu – ging ich doch davon aus, dass es auf dem Strelasund dann sowas wie Windabdeckung gibt und ich die letzten 7 – 8 km nochmal ganz entspannt paddeln kann. Dass einige einen großen Bogen nach rechts und dann dicht unter Land fuhren, hätte mich vielleicht stutzig machen sollen. Das hätte mir dann aber die nach 9 Stunden Paddeln wunderbare Erfahrung geraubt, wie der 5er Wind alle zwei Sekunden ziemlich harte Wellen seitlich gegen das Boot haut und das aufspritzende Wasser mir in einer Tour die Sicht nimmt.
Bei vergleichbaren Bedingungen war ich vor zwei Jahren knapp zwei Stunden langsamer und ich konnte dieses Mal ausreichend gut mit dem Feld mithalten. Nachdem mein Trainingszustand vorher schon subjektiv recht gut war, ist das wohl eine schöne Bestätigung, ein paar Sachen in der Vorbereitung richtig gemacht zu haben. Bis zum nächsten Jahr.

Viel Elbe in kurzer Zeit
Der Meißen-Magdeburger-Mammut-Marathon hält auf meiner Todo-Liste den Rekord der Veranstaltung, an der ich am längsten und häufigsten nicht teilgenommen habe. Ohne ein zufälliges Gespräch im Bootshaus des Vereins und die sich daraus ergebende Mitfahrgelegenheit wäre vielleicht ein weiteres Jahr dazugekommen. Ist es aber nicht.
So durfte ich zum ersten Mal erleben, wie ein paar Dutzend Paddlerinnen und Paddler einem Uhrwerk gleich am Samstag und Sonntag mit Euphorie statt Murren vor 4:00 aufstehen, um eine schon recht lange Schlange im Sanitärbereich vorzufinden. Anschließend geht es auf zwei laaange, aber wirklich schöne Etappen auf der Elbe, die sich auf gut 240 km summieren. Die Strömung der Elbe hilft dabei, der Wind nicht immer. Top Orga und freundliche Vereine als Gastgeber. Wirklich gern wieder!







Ruppiner Seenland
Über das Pfingstwochende ging es mit dem Verein ein weiteres Mal auf Rhin, Ruppiner See und was das Seenland zwischen Zippelsförde und Fehrbellin sonst noch zu bieten hat. Das gewohnt gastfreundliche Standquartier beim Kanuverein Neuruppin hat das wechselhafte Wetter mit einigem Regen und Wind wieder wett gemacht. Kompetitive Elemente bekam das entspannte Wochenende nur, wenn die verschiedenen Wetter-Apps und Regenradare gegeneinander antraten.



Märkische Umfahrt ambitioniert
Spontan hat sich die Gelegenheit für eine Solo-Tour über Himmelfahrt und das anschließende Wochenende ergeben. Da ich mir irgendwann eine Sammlung halbwegs ausgearbeiteter Touren zurecht gelegt habe und die Strecke schon von unserem Famlienurlaub vor fünf Jahren kannte, war der Entschluss schnell gefasst. Die Märkische Umfahrt soll es sein. Sonntagmittag musste ich wieder in Berlin sein. Also ambitionierte dreieinhalb Tage, weil die Strecke durch einige Schleusen und Stellen zum Umtragen unterbrochen wird. Aber auch eine gute Vorbereitung für die demnächst anstehenden Marathon-Veranstaltungen. Gepaddelt bin ich die knapp 180km schlussendlich in drei Tagen. Und auf langen Paddeltagen konnte ich nochmal wärmer mit dem Streamliner werden, der mich seit letztem Sommer begleitet.










Ostern im Øhav
Alright now boys and girls, we’ve got another story for you now. We want to introduce to you another friend of the Bible… Helnæs.
Die Helnæs Bucht nordöstlich von Faaborg war unser Ziel für den diesjährigen Osterurlaub. Und auch der Nordwesten des Sydfynske Øhav hat wieder geliefert. Hell yeah. Das Ferienhaus direkt an der Bucht war idealer Ausgangspunkt für Hausrunden um die vorgelagerten Inseln (Illumø, Horsehoved, Vigø) oder um Helnæs selbst. Bei Sonnenschein, Wind, Flaute, Nebel, Sonnenaufgang. Ein wenig flach an manchen Stellen, aber ansonsten ein dänischer Kajaktraum. Mit dem Boot auf dem Autodach war es ein Katzensprung nach Faaborg und Touren Richtung Lyø.
Neben den schon übertrieben häufigen Sichtungen von Schweinswalen war besonderes Highlight ein Ausflug mit dem Faaborg Havkajakklub. Auf meine spontane Anfrage hin haben mich einige Paddler freundlicherweise mit auf die sonntägliche Tour Richtung Bjørnø, Avernakø und Svelmø genommen – eine total spannende Erfahrung, die Gegend aus der Perspektive der einheimischen Kajaker zu erfahren und Anekdoten auszutauschen. Mange tak nochmal an dieser Stelle.
Øhav, vi ses igen.





Wind Nord-West, die Aller hoch
Anfang des Jahres habe ich am Küchentisch gefragt, ob wir auch in diesem Jahr einmal mehr gemeinsam auf der Aller-Hochwasser-Rallye mitfahren. Insbesondere nach den ungemütlichen Hagelschauern im letzten Jahr hatte ich wenigstens insgeheim mit weniger Zuspruch gerechnet. Dann hätte ich ganz spontan meinen Plan gezückt, allein auf der Langdistanz ab Celle anzutreten. Dass die Begeisterung aber groß war, fand ich noch toller. Also sind wir wieder auf der Strecke Rethem – Verden gepaddelt, die schon so manches Kind in den Schlaf geschaukelt und in die Lokalpresse gebracht hat. Auch wenn uns dieses Jahr ein beständiger Nord-West-Wind entgegenpustete, war es doch eine der frühlingshafteren Touren in dem bunten Strauß der Wetterphänomene, den diese jährliche Fahrt zu bieten hat. Meine größte sportliche Leistung habe ich – abends und ganz ohne Paddel – am Buffet des örtlichen Asia-Restaurants erbracht.
Mal Wild, mal Wasser
Nach Jaaahren ging es mal wieder ins Erzgebirge zum Paddeln – zum ersten Mal mit dem traditionsreichen Erzgebirgsring. Wegen behördlicher Einschränkungen musste am ersten Tag eine Ausweichtour gefunden werden Dabei fiel die Wahl auf die tschechische Ohře von Loket bis Karlovy Vary. 20km in sehr kurzen Booten sind im Frühjahr schon eine Ansage, aber die Tour ist landschaftlich in weiteren Teilen sehr schön und der Fluss strömt zumindest ein wenig. Am Sonntag kann es dann mit Genehmigung, ordentlich Zuschusswasser und unter den wachsamen Augen der Ordnungshüter doch noch auf erzgebirgisches Wildwasser gehen. Zwischen Blauenthal und Aue bietet die Zwickauer Mulde einiges an Abwechslung. Meine Kamera habe ich nicht wiedergefunden.
Achtsam im Südosten
Paddler umrunden gern – vornehmlich Inseln. Wenn das nicht genügt, bleibt die Beschreibung von Achten. Die Dahme-Spree-Region im Südosten Berlins bietet eine gut geeignete Acht. Vom Zeuthener See, geht es Richtung Nord-Ost auf den Seddinsee, den Dämeritzsee, den Müggelsee und die Dahme-Seenkette wieder gen Süden. Begeht man den Fehler, direkt auf den Zeuthener See zu fahren, hat man den Müggelturm umrundet. Auch schön. Aber eine Acht wird das Unterfangen erst, wenn man sich weiter östlich über den Oder-Spree-Kanal orientiert, unmittelbar vor der Schleuse Wernsdorf auf die Wernsdorfer Seenkette steuert und von Süden zurück auf den Zeuthener See paddelt. Voila. Für Sie vermessen: ziemlich genau 43km mit diversen Möglichkeiten für Pausen. Heimische Paddler bezeichnen die beiden Kreise der Acht als Große bzw. Kleine Umfahrt.
