Herbststimmungen

Der November war geprägt von ein paar unerwartet schönen Nebelrunden. Mal mit den ersten – und vorerst letzten – Eisschollen auf den heimischen Gewässern im Berliner Norden und Südosten, mal auf Müritz und Mecklenburger Seenplatte. Grau ist das neue Grün – und ich liebe es.

Gut gealtert?

Als jemand, der nicht so gern Fotos von sich mag, stolpere ich in letzter Zeit immer wieder über Bilder, die trotzdem entstanden sind. Z.B. weil bei der Berliner Wertungsfahrt / Halbmarathon Oberhavel ein Teilnehmerbild zum Programm gehört. Vor gut zehn Jahren war ich flotter (im Boot unterwegs) als in diesem Jahr (die Distanz muss damals länger gewesen sein…). Fitter fühle ich mich jetzt (meist). Und damals war ich fest davon überzeugt, fitter zu sein als weitere 10 Jahre zuvor. Ist doch was…

Achtsam im Südosten


Paddler umrunden gern – vornehmlich Inseln. Wenn das nicht genügt, bleibt die Beschreibung von Achten. Die Dahme-Spree-Region im Südosten Berlins bietet eine gut geeignete Acht. Vom Zeuthener See, geht es Richtung Nord-Ost auf den Seddinsee, den Dämeritzsee, den Müggelsee und die Dahme-Seenkette wieder gen Süden. Begeht man den Fehler, direkt auf den Zeuthener See zu fahren, hat man den Müggelturm umrundet. Auch schön. Aber eine Acht wird das Unterfangen erst, wenn man sich weiter östlich über den Oder-Spree-Kanal orientiert, unmittelbar vor der Schleuse Wernsdorf auf die Wernsdorfer Seenkette steuert und von Süden zurück auf den Zeuthener See paddelt. Voila. Für Sie vermessen: ziemlich genau 43km mit diversen Möglichkeiten für Pausen. Heimische Paddler bezeichnen die beiden Kreise der Acht als Große bzw. Kleine Umfahrt.

Bild: Bearbeitung der Karte der Berliner Wasserstraßen von Maximilian Dörrbecker, CC.

Keine Frage des Alters

Auf der Insel der Jugend ist heute noch gestern und gegenüber am Festland kann man einigermaßen gut sein Kajak zu Wasser lassen. Dank der Spundwand trainiert man zugleich seine Balance und auf der kostenfreien öffentlichen Toilette kann man vorher auch noch selbst Wasser… lassen wir das. Jedenfalls ist diese Einstiegsstelle mit dem Parkplatz unmittelbar daneben eine meiner wichtigsten Entdeckungen der letzten Jahre. Nirgendwo bekomme ich mehr Netto-Paddelzeit bei einigermaßen okayer Paddelstrecke – vor allem, wenn man sich die richtige Uhrzeit mit schönem Licht aussucht. Und gerade in den letzten Tagen wichtige Erkenntnis: die Strecke ist eine derjenigen, die im Berliner Winter am längsten eisfrei bleibt und am schnellsten wieder flüssig wird. Am Plänterwald vorbei geht es Richtung Köpenick. Dann zum Beispiel um die Baumgarteninsel auf die Alte Spree und zurück. Das sind knapp 20 km und damit eine schöne Brot-und-Butter-Strecke, die zeitlich gut planbar ist und gerade im Winter nochmal eine schnelle Runde vor Einbruch der Dunkelheit erlaubt. Ab Köpenick steht natürlich auch das Dahme-Spree-Gebiet mit viel mehr Möglichkeiten für längere Strecken offen. Aber dafür gibt es dann doch schönere Optionen für den Einstieg. Freunde dieses Blogs und billiger Schoten werden es gemerkt haben. Alte Spree, Insel der Jugend, an den Haaren herbeigezogene Überschrift mit Alter. Ich finde allein wieder raus…

Einsitzen 2024

Meine erste (knapp) 50km-Tour in Vorbereitung auf den diesjährigen Hiddenseemarathon ging letztens um den Müggelturm. Das war mal was Neues, gilt aber nicht. Eingesessen wird zum Griebnitzsee! Gestern war es soweit. Der Wecker vibrierte nochmal eine Stunde früher als sonst und kurz nach sechs ging es auf’s Wasser. Ein seltenes Wetterphänomen trug mich beschwingt in Richtung Wannsee: Rückenwind. Aber wer wäre ich, wenn ich mich nicht im nächsten Atemzug beklagte. Der Wind frischte natürlich im Tagesverlauf deutlich auf, sodass das bisschen Rückenwind den respektablen Gegenwind auf der Rücktour gen Norden nicht für fünf Pfennig ausglich. Nun rufe ich meinem gestrigen fluchenden Ich zu: dafür sind Trainingsrunden ja da. Und wenn der Grunewaldturm gefühlt keinen Millimeter näher kommt, überkommt einen doch ein wohliges Stralsund-Gefühl.

Mitten durch Berlin

Meine Beziehung zum Paddeln durch Berlin ist tief gespalten. Wer mich mal auf den Landwehrkanal anspricht, bekommt als Antwort die überraschend unflätige Beschimpfung eines Gewässers retour. Fazit: nur wenn es wirklich sein muss und mit nochmals gechecktem Impfstatus. Die Spree ist wegen ihrer guten Erreichbarkeit über die letzten Jahre zu meinem heimlichen Hausgewässer geworden. Sorry, Havel, dass Du es auf diesem Wege erfährst. Aber ich schweife ab… einmal im Jahr jedenfalls darf man dank der Initiative von Landeskanuverband und seinem rückwärtsblickenden Pendant die Spree auch dort bepaddeln, wo es sonst nicht erlaubt ist: zwischen Oberbaumbrücke und Kanzleramt. Das hatte sich bei uns in den letzten Jahren nie ergeben. Und es ist es definitiv wert, dabei zu sein, wenn hunderte Kajaks und Ruderboote für fünf sonnige Stunden ihr angestammtes Terrain zurückerobern. Das ergibt auch für Menschen, die sich ziemlich häufig in Berlin Mitte rumtreiben, nochmal schöne neue Perspektiven und sogar Erkenntnisse. Schließlich ist mir jahrelang nicht aufgefallen, dass ich zum Teil täglich über die Mündung der Panke in die Spree flaniert bin.

Einsitzen 2021

Ein wenig ungläubig bin ich schon, dass meine letzte Tour zum Griebnitzsee sieben Jahre zurückliegt – ähnlich lange wie meine letzte Teilnahme am Hiddensee-Marathon. Für letzteren habe ich mich gleich im Januar ambitioniert angemeldet. Erstere musste also nach alter Paddler Sitte wieder zur Bestimmung des Fitnessniveaus in diesem Jahr herhalten. Selbes Boot wie vor sieben Jahren und gleiche Erkenntnis: besser habe ich noch in keinem anderen Kajak gesessen. Dadurch lief die Tour trotz langem Gegenwind überraschend flott und leichtgängig. Zur „Belohnung“ gab es gen Ende noch ein paar Unwetterböen, auf denen es sich flott gen Heimathafen surfen ließ.

Musste mal raus.

Nachdem der letzte Beitrag hier auch von Eis handelte, lasst uns doch einfach so tun, als lägen da nicht gut vier Jahre dazwischen. Anpaddeln 2021 wollte ich nämlich noch, bevor es dafür zu kalt wird. An der ein oder anderen windstillen Engstelle war das Wasser auf dem Tegeler See schon heute recht hart. Der Trockenanzug sitzt noch und die Verstärkung der Paddelspitzen im letzten Jahr hat sich auch gelohnt. In der winterlichen Ruhe den Blick über den spiegelglatten See in die Ferne zu richten und dabei den Puls anzutreiben, ist vergleichsweise großartig.

Eis frei! ins neue Jahr

Pünktlich zum Jahreswechsel hat Steven an den „wichtigsten Termin für die TKV-Winterpaddel-Gemeinde“ erinnert. Da Dänen nicht lügen und ich mir sowas selten zweimal sagen lasse, stelle ich mir den Wecker auch an diesem Neujahrsmorgen auf eine Zeit, die die meisten Mitbürger eher ungläubig zurück lässt. Dafür starte ich gemeinsam mit den ausgebufftesten Frühaufstehern des TKV, einem todsicheren Plan und der Aussicht auf einen grandiosen Sonnenaufgang ins neue Jahr. Außerdem lockt Rührei – das Frühstück der Champions. Da der Jahreswechsel auch in diesem Jahr wieder in den Winter fiel und Wasser bei jahreszeittypischen Temperaturen manchmal hart wird, konnten wir einmal mehr mit unseren Paddeln auf Eis einschlagen, um so manche Engstelle zu passieren (nicht zu Hause nachmachen!). Ich würde lügen, würde ich behaupten, das hätte keinen Spaß gemacht.

Zum sportlichen Teil: Die Statistik der Eierfahrt zum Weißen Schwan ist einfach. In den letzten vier Jahren ging der Titel des Jahresersten zweimal an den TKV und zweimal an die rückwärtsfahrenden Sportfreunde aus Birkenwerder. Welche Ausrede letztere auch immer anbringen (Eis gilt nicht), bis zum 31.12.2017 wird – allen kritischen Blicken und garstigen Kommentaren der Schwan-Belegschaft zum Trotz – eine kunstvoll von weitgereister Männerhand beschriftete Tafel den Notausgang des Schwans zieren. Wie ich schon anderenorts dokumentiert habe, sind Vorsätze nicht meins. Aber mit einem neuen Boot im Stall (der Trend geht zum Fünftboot!) und verschiedenen Plänen im Kopf, führt in diesem Jahr vielleicht eines zum anderen und hier erscheinen wieder mehr Beiträge.

Einsitzen am Griebnitzsee

Seit drei Jahren ist die Tour die Havel hinunter, um die Wannsee-Insel herum zum Griebnitzsee und über Glienicker Brücke und Pfaueninsel zurück nach Tegel fester Bestandteil meines Paddeljahres. Bietet sich die 57 km lange und landschaftlich herrliche Strecke doch prima als Leistungs-Check und Training für spätere Langstreckentouren an. Vor allem der Sitzmuskel darf sich zum ersten Mal im Jahr beweisen. In diesem Jahr habe ich den bisher wärmsten und noch dazu ziemlich windigen Tag erwischt.

Während mir die Sonne nun acht Stunden erbarmungslos auf die Mütze brennt, überlege ich, ob das Naturgesetz, dass der Wind Kajakfahrern unabhängig von Streckenführung und angesagter Windrichtung zu 80% entgegenbläst, schon einen Namensgeber hat. Warum Mandarinenten gelb-grüne Boote besonders gern haben. Und ob jemand meinen Bildband über die nudistisch veranlagten Bootsbesitzer vom Wannsee (Arbeitstitel: „Verbrannte Ärsche“) kaufen würde. Erkennbar eine gute Möglichkeit, den Kopf mal richtig frei zu bekommen.

Das testweise mitgenommene Wingpaddel wird nach 700 Metern wieder auf’s Deck geschnallt und den Rest der Tour durch die Gegend gefahren. Schuster, bleib bei deinem Leisten! Dafür bin ich bei dem ständigen Gepuste dankbar, mich heute für ein Boot mit Steuer entschieden zu haben – und Sitzanlagen kann Lettmann auch. Der Hintern dankt.