Wale im Nebel

„Wir hatten gehofft, ein paar Wale zu sehen…“ „Dann macht Eure Planung keinen Sinn. Ihr werdet lange paddeln und nichts sehen, das größer als ein Seehund ist. Europäer“, so lernen wir, „paddeln weite Strecken, um etwas zu sehen. In Kanada zählt die Zeit auf dem Wasser. Dort wartest Du, bis die Natur zu Dir kommt.“ Und unser Kajak-Verleiher hat Recht. Die Natur kommt in der Johnstone Strait an der Nordküste von Vancouver Island. Wir nehmen uns seine Empfehlungen und Tipps zu Herzen und werden in den nächsten Tagen viel Natur erleben. Einen weiteren wichtigen Punkt nehmen wir auch gleich noch mit, als ich nach einem Tidenkalender frage, um unseren genauen Startzeitpunkt zu planen. Tide und Strömung sind hier vor Ort nicht identisch, laufen sogar entgegengesetzt. Jeweils bei Hochwasser und Niedrigwasser ist die Strömung an den Passagen zwischen den Inseln am größten – bis zu 10 Knoten, wie uns der Strömungskalender verrät. Und genau dann ist dort die höchste Wahrscheinlichkeit, Wale bei der Jagd zu treffen. Mit diesem Wissen im Gepäck und einer Handvoll guter Zeltplätze vor Augen geht es los.

Als wir die Bucht von Telegraph Cove verlassen, bietet sich ein Anblick, der uns die nächsten Tage über begleiten wird. Wo eben noch eine Gruppe von Inseln lag, ist jetzt eine dichte Suppe aus Nebel. Der soll hier im September morgens üblich sein. Das wiederum ist glatt gelogen. An Tageszeiten hält er sich definitiv nicht und arbeitet mindestens auf einer Vollzeitstelle. Lange Querungen vermeiden wir daher zunächst und hangeln uns von Insel zu Insel. Wie in Zukunft häufiger sind es auch jetzt die Geräusche, die uns auf die Meeresbewohner hinweisen. Ein ziemlicher Lärm umgibt eine Felseninsel, auf der sich eine große Kolonie von Seelöwen niedergelassen hat. Vor der Insel gibt es immer wieder ein lautes Schnaufen und Prusten aus dem Wasser, sodass wir schon glauben, unseren ersten Wal vor dem Bug zu haben. Es stellt sich jedoch heraus, dass Seelöwen nahezu die gleichen Geräusche von sich geben – nur eine Spur leiser. Auch vor unserem ersten Übernachtungsplatz zieht abends ein Seelöwe solange seine Runden, bis für uns das Schnaufen fast selbstverständlich geworden ist. Als es jedoch irgendwann von der anderen Seite der Insel kommt, wagen wir doch einen Blick um die Ecke und sehen, dass wir beinahe unsere erste Walsichtung verpasst hätten. Dort taucht eindeutig kein Seelöwe auf und ab, sondern ein viel größerer Meeressäuger. Leider verschwindet er jedoch nur allzu bald im dichter werdenden Nebel.

Am nächsten Morgen und bei wesentlich besserer Sicht ist der Trubel vor unserer  Insel umso größer. Immer wieder „stören“ uns Wale bei den üblichen Morgenbeschäftigungen. Zwei Grauwale tauchen immer wieder auf und ab. Nachdem sie endlich weiter gezogen sind, können auch wir zu Ende frühstücken und in unseren Kajaks eine entspannte Tagestour durch die westlichsten Inseln des Broughton Archiopelago angehen. Der ein oder andere Seehund beäugt uns erst misstrauisch, beschließt dann aber doch, sich lieber weiter faul treiben zu lassen. Irgendwann ziehen wir die Aufmerksamkeit eines Delphins auf uns, der vor und hinter uns auf und ab taucht. Das Wasser ist so klar, dass man ihn unter uns hindurch tauchen sehen kann. Nachdem er sich verzogen hat, geht es für uns weiter, nur um zwischen den nächsten Inseln eine ganze Gruppe von Delphinen zu sehen. Hier ist die Strömung stärker und die Herde jagt offensichtlich. Wir lassen uns treiben und genießen das Schauspiel. Es gelingt sogar der ein oder andere gute Schnappschuss. Als wir auf dem Rückweg kurz vor unserer Insel ankommen, erleben wir das erste Mal einen Wal aus ziemlicher großer Nähe. Ein Buckelwal taucht immer wieder auf und ab und beginnt irgendwann mit der Schwanzflosse auf das Wasser zu schlagen. Ein wenig mulmiger wird uns, als er irgendwann in unsere Richtung abdreht und keine zwanzig Meter vor unseren Booten auf- und wieder abtaucht. An Land angekommen, werden wir obendrauf noch Zeuge eines besonderen Schauspiels. Zwischen den Inseln bilden sich plötzlich eigenartige Wellen. Diese, stellt sich heraus, sind in Wirklichkeit mehrere Dutzend Delphine, die hintereinander in Reihe in die Bucht schwimmen. Dort angekommen schwimmen sie ab jetzt parallel nebeneinander und gehen in Formation auf die Jagd. Gegen diese Gruppe ausgeklügelter Strategen dürfte ihre Beute wenig Chancen haben. Pünktlich zum Sonnenuntergang krönen noch zwei weitere Buckelwale unseren Tag, die in der Passage offenbar umeinander buhlen, indem sie auf und ab springen. Der Hall sorgt zwischen den Inseln dafür, dass das Klatschen klingt wie Silvesterfeuerwerk. Nachdem die gestrige Sichtung nett war, aber keinen großen Eindruck hinterlassen hat, besteht heute Einigkeit über die Erhabenheit der hiesigen Meeresbewohner.

Auch der nächste Tag hält einiges an Natur bereit. In den letzten Tagen haben wir immer viel dafür getan, keine Bären anzulocken. Heute haben wir das Glück, vom Boot aus einen am Strand beobachten zu können. Leider zieht immer wieder Nebel auf, sodass wir Wale zwar immer wieder hören – vor allem die „Pfeiftöne“ der Buckelwale. Zu sehen sind sie allerdings nur selten. Einzig am Abend beginnt ein Buckelwal direkt vor unserer Insel auf und ab zu springen. Vor der Kulisse der Inseln gibt das ein beeindruckendes Bild ab. Irgendwann zieht aber auch heute der Nebel wieder zu und es weisen nur noch die Geräusche auf das muntere Treiben des Wales hin.

Auf der Rücktour zum Ausgangspunkt erwischt uns endgültig der Nebel. An beiden Paddeltagen ist er häufig so dicht, dass wir soweit es geht unter Land bleiben und die Passagen so kurz wie möglich halten. Durch die Strömung sind wir aber zeitlich einigermaßen festgelegt, sodass wir sie irgendwann doch angehen müssen. Als Orientierung für Richtung und Vorhaltewinkel bleibt uns nur die Sonne, die an Backbord durch den milchigen Nebel scheint. Jetzt sorgen die Geräusche der Wale im Nebel eher für eine gespenstische Stimmung. Nach sicherer Ankunft im Hafen von Telegraph Cove bleibt die Erinnerung an beeindruckende Naturerlebnisse – trotz oder gerade wegen des Nebels.

Im Kajak von Berlin nach Cuxhaven

Vor längerem habe ich mal in einer Kanuzeitschrift einen Bericht über eine Paddeltour von Berlin nach Hamburg gelesen – mehrfach dann selbst in Erwägung gezogen. Ich bin aber nie über das Ideenstadium hinausgekommen. Was es braucht, ist schlicht eine Gelegenheit. Schließlich habe ich an einem Samstag im September einen „Termin“ in Cuxhaven – ein Kind will getauft werden. Die zwei Wochen vorher habe ich frei. Der Plan drängt sich auf, mit Muskelkraft anzureisen.

Am Samstagmorgen, zwei Wochen vor der Taufe, steige ich also wie gewohnt am Schwimmsteg des TKV ins Boot. Irgendwie ist es noch relativ unwirklich, dass ich von dort nicht die übliche kleine oder große Runde vor mir habe und nicht ein paar Stunden später das Boot wieder ins Regal räume. Heute ist das Boot bis in die Spitzen beladen, liegt tief wie noch nie und ist zudem völlig hecklastig. Das ist bei dem Wind nicht wirklich angenehm, weil sich das Boot ständig dreht. Ich bin aber viel zu sehr in Aufbruchsstimmung, als dass ich das jetzt nochmal umpacken würde. Die bessere Verteilung des Gewichts soll sich in den nächsten Tagen einstellen und die Ladung wird ja ebenfalls immer weniger. Catharina begleitet mich noch auf den ersten Kilometern, dreht dann aber um und ich bin auf meiner ersten Solotour. Seit dem Hiddenseemarathon bin ich nicht mehr wirklich viel gepaddelt. Ich bin aber recht zuversichtlich, dass sich die Paddelkondition wieder schnell einstellen wird. An der Schleuse Spandau ist der Havelkilometer 0 angeschlagen. Die nächsten Tage soll diese Zahl auf meinem Weg kontinuierlich steigen. Unterwegs komme ich mit mehreren Paddlern ins Gespräch über Grönlandpaddel und verschiedene Marathonveranstaltungen. Einer fragt mich, ob ich ihm mal kurz mit einer Karte aushelfen könne, damit er sich nochmal wegen seines nächsten Abzweigs rückversichern kann. Aus meinem beeindruckenden Stapel laminierter Karten reiche ich ihm die oberste und erkläre auf seinen fragenden Blick hin nur: „Ich will zur Nordsee.“

Am ersten Abend in Ketzin habe ich die Gelegenheit, die neuen Teile meiner Ausrüstung endlich unter realen Bedingungen einzuweihen. Insbesondere auf meinen Hobo habe ich mich gefreut. Bewusst habe ich sonst keinen Kocher mitgenommen und werde die nächsten zwei Wochen nur auf offenem Holzfeuer kochen. Das stellt sich als schwieriger heraus als zunächst gedacht. Aber irgendwann gewöhne ich mich auch an die Hitzeregulierung und genieße die ersten Spaghetti mit Thunfisch dieser Tour bis mich die Mücken ins Zelt treiben.

Nach ein paar guten Eierkuchen zum Frühstück geht es früh am nächsten Morgen weiter flussabwärts. Im ständigen Wechsel von absolut unberührter Natur und vereinzelten Siedlungen schiebe ich mich die Havelbuchten entlang. Hat sich eben noch eine kleine Ringelnatter weggeschlängelt, fahre ich jetzt schon in Brandenburg ein. Gerade auf den größeren Seen erzeugt der Wind auch heute noch ordentliche Wellen – aber jetzt ist mein Boot wesentlich besser getrimmt und das Seekajak ist in seinem Element. Abends gönne ich mir auf einem Zeltplatz eine heiße Dusche und in der benachbarten Gaststätte ein Schnitzel. Völlig untypisch sind die Dauercamper durchgehend freundlich.

Der nächste Morgen beginnt mit einem beeindruckenden Naturschauspiel: ein großer Schwarm Wildgänse lässt sich mit lautem Geschnatter auf der Havel nieder. Einmal mehr hat sich das frühe Aufstehen zum Sonnenaufgang gelohnt. Die Mittagspause verbringe ich heute unter dem Schild von Havelkilometer 100. Die herrliche Sonne soll genutzt werden, um mit dem mitgebrachtne Solarpanel mein Handy aufzuladen. Die passenden Kabel sind natürlich nicht dabei, sodass ich noch eine kleine Shoppingtour in Rathenow einlege, bevor es mit einem Liter Mezzomix in der Tagesluke zielstrebig weiter geht. Durch Zufall entdecke ich in Gütz einen sehr gut ausgestatteten Biwak-Platz, der offenbar so neu ist, dass er nicht in meiner Karte eingezeichnet ist. Jeder in dem Örtchen scheint sich für den reibungslosen Betrieb mitverantwortlich zu fühlen, sodass einige sehr nette Gespräche entstehen.

Ganz großes Kino ist für mich die Selbsbedienungs-Kahnschleuse hinter Gütz. Völlig im Handbetrieb müssen die Schleusentore geöffnet und geschlossen werden, während das Kajak sorgsam vertaut in der Schleusenkammer treibt. Hätte ich kein Ziel vor Augen, würde ich mich hier glatt ein paar Tage als Schleusenwärter verdingen. Stattdessen genieße ich am Abend die Gastfreundschaft der Ruderriege Havelberg und nutze die Gelegenheit zu einem längeren Stadtspaziergang bei Gyros und Eis.

Schleusen gehören auf dieser Tour zum täglichen Geschäft. Immer wieder heißt es warten, bis sich die Schleusentore öffnen. Der Griff zum Telefon und Anruf in der Fernbedienzentrale wird langsam zur Gewohnheit, bevor häufig nur für mein kleines Kajak Millionen von Litern Wasser bewegt werden. Heute steht mein letzter Anruf in der Fernbedienzentrale Rathenow an. Und zum ersten Mal geht es aufwärts. Hinter der Schleuse Havelberg wartet die Elbe.

Ab jetzt kommt ordentlich Strömung ins Spiel. Auch ohne zu paddeln, treibt der Strom mich mit 4 bis 5 km/h voran. Trotz des zunehmenden Gegenwinds komme ich daher gut voran. Die Mittagspause nutze ich heute für einen kleinen Spaziergang durch das Storchendorf Rühstedt. Die Bewohner haben ihr Dörfchen recht beschaulich hergerichtet und auf jedem zweiten Dach findet sich ein Storchennest. Das dortige Geschehen wird sogar ins Internet übertragen. Auch wenn ich keinen einzigen Storch sehe, hält die Vogelwelt an der Elbe einiges bereit. Überall am Elbestrand lagern unzählige Schwärme von Gänsen und Seeschwalben auf ihrem Weg ins Winterquartier. Diese Idylle trübt kaum ein Boot. Außer ein paar Kuttern, die Instandsetzungsarbeiten an den Tonnen verrichten oder die Fahrrinne ausbaggern, sehe ich keine Wasserfahrzeuge. Mittlerweile in Niedersachsen eingelaufen, genieße ich beim Biwak in Schnackenburg den ersten Abend an der Elbe.

Der nächste Morgen hält eine gigantische Stimmung bereit. Das gegenüberliegende Ufer verschwindet völlig im Nebel. Auch die Umrisse von Schnackenburg schauen nur noch vereinzelt aus einer Watteschicht hervor. Die Sonne scheint sich immer wieder durch die Nebelschwaden zu fressen, bevor es sich anschließend wieder richig zuzieht. Die Orientierung am Tonnenstrich klappt ziemlich gut, rechts und links sehe ich aber nicht wirklich viel.

Nach der folgenden Nacht auf dem Campingplatz Elbestrand treffe ich Jürgen. Er ist von Dresden aus unterwegs, nachdem er vorher den Rhein runter gepaddelt ist. Er will noch bis Lühesand und dort „richtig Urlaub machen“. Er hat gute Tipps parat, vor allem für eine schöne Aussichtsplattform in Boizenburg, von der ich bei der Mittagspause einen großartigen Panoramablick über die Elbe genieße. In Lauenburg fülle ich unter anderem meine Haribo-Vorräte wieder auf ein erträglich Maß auf. Jetzt befinde ich mich in Schleswig-Holstein, wie mir vertraute Gesichter auf den Wahlplakaten verraten. Ab Boizenburg nimmt die Strömung der Elbe spürbar ab – dafür der Verkehr vor allem hinter der Mündung des Elbe-Seitenkanals spürbar zu. Ich treffe Jürgen wieder auf der Zeltwiese des KC Geesthacht.

Am nächsten Morgen lassen wir es sehr ruhig angehen. Wie üblich bin ich zwar zum Sonnenaufgang wach. Hinter der Schleuse Geesthacht ist die Elbe allerdings Tidengewässer, sodass man gegen auflaufendes Wasser wenig Spaß hat. Wir planen den Aufbruch so, dass wir eine Stunde vor Hochwasser hinter der Schleuse sind, durch die wir mit einigen beeindruckend dicken Schubverbänden und zahlreichen Sportbooten geschleust werden. Bei einer ungeschickten Bewegung in der Schleuse zerre ich mir einen Nackenmuskel, der mir schon das ein oder andere mal Probleme gemacht hat. Die kommenden Kilometer werden also recht unentspannt. Das eher mäßige Wetter mit dichten Wolken, gelegentlichen kurzen Schauern und vor allem stärkerem Gegenwind tut sein Übriges. Immerhin haben wir zwischenzeitlich Hochwasser gehabt. Wir paddeln also nicht mehr gegen eine leichte Strömung – vielmehr hilft sie zunehmend.

Lange ist der Landschaft nicht anzumerken, dass ich auf eine Großstadt zu paddle. Vieles erscheint vom Wasser aus naturbelassen und die gelegentlichen Gebäude könnten auch zu jeder anderen Stadt an der Elbe gehören. Erst nach verschiedenen Windungen kündigen Teile der Skyline und diverse Kräne den Hamburger Hafen an. Direkt am Bau der Elbphilharmonie liegt die Queen Mary 2 vor Anker und zieht die Blicke der Ausflügler auf ihren Barkassen auf sich. Dort wird es zudem richtig wellig – Vierer-Wind von vorn trifft auf Vierer-Strömung von hinten. Ich biege Richtung Schaartorschleuse. Entgegen anfänglicher Befürchtungen werde ich trotz fortgeschrittener Stunde und Großveranstaltung auf der Binnenalster noch geschleust. Über Alster und Isebekkanal geht es zu gastfreundlichen Freunden, wo ich das Wochenende verbringen will. Unvermittelt kommen mir Zeilen des Klassikers von Lotto King Karl ins Gedächtnis: „Wenn Du von Süden kommst, ist Hamburg direkt vor Grönland. Wenn du aus der Hauptstadt kommst, möchtest du hier gar nicht mehr weg.“

Weggewollt hätte ich zwei Tage später schon. Aber bei einer prognostizierten Windstärke 5, in Böen 7, und die Aussicht das im Hamburger Hafen zu erleben, hat dann doch zur Abwechslung mal die Vernunft gesiegt. Dafür geht es am nächsten Morgen richtig früh los. Wieder hängt die gesamte Tagesplanung am Tidenverlauf. So rollere ich eine Stunde vor Sonnenaufgang aus der Tiefgarage meiner Gastgeber und gleite um sechs Uhr über den spiegelglatten Isebekkanal wieder Richtung Alster. Gegen acht passiere ich Rathaus und die dortigen Schleusen, bevor es dann endlich in den Hafen und damit zurück auf die Elbe geht. Hier ist es heute morgen noch vergleichsweise ruhig. Trotzdem halte ich mich vorschriftsmäßig zwischen Landungsbrücken und Ufer. Die Elbe hat hier ziemlich guten Wellengang. Nachdem ich am Wochenende aber viel nun unnützes Gepäck gegen meine Paddeljacke eingetauscht habe, fühle ich mich in meinem Boot seetüchtig und strebe erwartungsfroh weiter der Nordsee entgegen. So paddle ich bis zu Niedrigwasser und schon einsetzender Gegenströmung bis Wedel, wo ich dann eine längere Zwangspause einlege, Mittag esse, lese und den vorbeifahrenden Containerfrachtern zusehe. Jedes Schiff bekommt nach einem Tusch seine Nationalhymne gespielt (die Handeslflotte von Liberia ist ziemlich beeindruckend!) und den Spaziergängern und Gaststättenbesuchern werden Fakten zum Schiff, seiner Route angesagt. Die Ansage „Die 5,20 Meter lange Serenity aus der Valley-Werft in Nottingham verbraucht 2 Liter Mezzomix auf 100 km und transportiert Ingwer und Haribo Colorado von Berlin an die Nordseeküste.“ muss ich aber wohl verpasst haben.

Ursprünglich hatte ich geplant, heute bis Lühesand zu paddeln. Wegen des anhaltenden Schietwetters und der zeitlich eher ungünstigen Tiden beschließe ich aber eher mehr Strecke zu machen, um zum Ende der Woche noch ein paar schöne Tage in Cuxhaven verbringen zu können. Immer wieder gleiche ich Geschwindigkeit mit der Zeit bis zum Sonnenuntergang ab und steuere schließlich den Campingplatz Krautsand an. Der Campingplatz wirbt damit, direkt am Deich zu liegen. Was aber für Wasserwanderer in Wirklichkeit heißt: hinter (!) dem Deich. Nachdem die Räder meines Bootswagens immer wieder im nassen Sand feststecken, beginne ich irgendwann das Boot einfach ohne Wagen über den Sand zu ziehen, was wesentlich leichter ist. Keine zehn Pferde bekommen mich dazu, das Boot über den Deich zu tragen. Also wird es kurzerhand ins Gebüsch geschoben und nur das Nötigste für die Nacht auf den Zeltplatz getragen.

Auch der nächste Morgen beginnt früh, sehr früh. Ich will aber zumindest noch die letzten Stunden des ablaufenden Wasser mitnehmen. Vorbei am AKW Krümmel und der Mündung des Nord-Ostsee-Kanals geht es nach Brunsbüttel. Bei Niedrigwasser tue ich mich schwer, eine vernüftige Stelle zum Aussteigen zu finden. Nachdem ich aber mehrere Male meine Teva-Sandalen im Schlick festgetreten habe, mache ich endlich den beprickten Eingang zum Seglerhafen aus, den ich ansteuere und erstmal zu einer Grundreinigung von Boot, Kleidung und Ausrüstung ansetze.

Am frühen Nachmittag geht es endlich auf die letzte Etappe. Schon von weitem mache ich die Kugelbake an der Elbmündung in die Nordsee aus. Das Fahrwasser macht allerdings den ein oder anderen Schlenker, sodass die Bake nur sehr langsam größer wird. Schließlich geht es vorbei an Cuxhaven und den Kurgästen, die die großen Containerschiffe auf der Elbe bestaunen. Jetzt wird die Kugelbake und der kleine Strand daneben immer größer. Euphorie macht sich breit. Traditionsgemäß fische ich meine Nasenklammer aus der Schwimmweste. Been there. Done a roll.

Paddlen über lange Strecken

Dem ein oder anderen wird es aufgefallen sein: lange Strecken zu paddeln, bereitet mir zwischenzeitlich durchaus Spaß. Die Zeitschrift Adventure Kayak hat nun für ihre Webseite einen älteren Artikel ausgegraben, den ich ganz spannend finde. Weitpaddler Ray Fusco gibt darin einige konkrete Tipps, was man auf langen Paddeldistanzen beachten sollte. Seine Paradestrecke ist 113 km lang, die er in 14 Stunden bewältigt hat. Das gibt mir Gelegenheit, seine Hinweise mit meinen bisherigen Erfahrungen abzugleichen.

Energieverbrauch

Eigentlich einfache Feststellung, aber der Energieverbrauch durch das Paddeln und Nahrungsaufnahme müssen sich die Wage halten, um einen Hungerast zu vermeiden. Ray rechnet mit 100 kcal pro Seemeile (1,852 km) bei einer Geschwindigkeit von viereinhalb bis fünf Knoten (8,3 – 9,3 km/h). Das entspricht den 400 bis 500 kcal pro Stunde, die ich bisher zu Grunde gelegt habe, auch wenn meine Reisegeschwindigkeit üblicherweise ein wenig unter seinen Werten liegt. Für eine Strecke über 100 km empfiehlt er fünf proteinreiche Energieriegel, fünf Gels, zwei Sandwiches, einen Schokoriegel sowie frisches und getrocknetes Obst. Da ich auf Lebensmittel aus dem Reagenzglas gern verzichte (Analogkäse ist meine einzige Schwäche), habe ich bisher auf längeren Distanzen neben einem Berg von Bananen vor allem Müsli- und Schokoriegel an Bord gehabt und mich bemüht, zumindest einmal pro Stunde ein Teil davon zu essen. In einer kurzen Mittagspause sind Butterbrote für ein größeres Sättigungsgefühl meine erste Wahl.

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Getränke

An Getränken empfiehlt Ray für eine Strecke um die 100 km mindestens sechs Liter an Flüssigkeit, bestehend aus drei Litern Wasser und drei Litern „energy drink“. Es gilt Elektrolyte wieder aufzufüllen. Ich bin bisher mit vier Litern bestens ausgekommen. Das mag je nach Wetter unterschiedlich sein, aber bisher habe ich eigentlich immer ordentlich wieder mitgebracht. Am Ende hat man während der Tour ja vor allem mit zwei Zielkonflikten zu kämpfen: genug Trinken ist die eine Seite der Medaille. Der Stoffwechsel nimmt aber auch während einer Paddeltour seinen Lauf und eine volle Blase paddelt nicht gern… Reines Wasser fand ich irgendwann zu dröge, sodass ich mich nach etwas mit mehr Geschmack umgeschaut habe, das auch noch ein wenig zum Elektrolythaushalt beiträgt und nicht zu süß ist. Gelandet bin ich zunächst bei naturtrübem Apfelsaft und einem guten Schuss Limettensaft, gemischt mit Wasser im Verhältnis 1:3. Zuletzt bin ich aber im Supermarkt auf eine neue Saftmischung aus Orange/Traube/Apfel/Limette gestoßen, das sich im gleichen Mischungsverhältnis zwischenzeitlich bewährt hat. Im Gegensatz zur Empfehlung von Ray transportiere ich die Getränke immer noch im CamelBak in der Rückentasche meiner Schwimmweste. Das erschwert zwar tatsächlich ein wenig die Rotation. Der Vorteil, ohne große Anstrengung während des Paddelns einen Schluck zu nehmen, wiegt das aber in meinen Augen auf.

Technik

Genau die Empfehlungen auf die Beinarbeit und den Catch zu achten, vergegenwärtige ich mir irgendwann auch wie ein Mantra. Dabei erinnere ich mich gern an die klare Ansage von Birgit Fischer, dass man beim sportlichen Paddeln eben nicht das Paddel einfach so durch’s Wasser ziehen, sondern ganz bewusst den Catch ausführen, den Druck auch spüren und dann das Paddel kraftvoll durchziehen soll. Das ganze sei ja kein Sonntagsausflug und soll eben auch anstrengen. Ebenfalls hilft mir dabei die Pulsuhr, die ich mittlerweile zumindest bei flotteren Runden trage. Mit Beinarbeit und Paddelschlägen, die was bringen, ist mein Puls nämlich automatisch mindestens auf 130. Irgendwas zwischen 140 und 150 ist mein Ziel. Sobald er unter 120 sinkt, weiß ich, dass ich es mir zu gemütlich mache und der Trott einsetzt. Dann heißt es mit ein paar bewusst kräftigen Schlägen in höherer Frequenz, den Kreislauf wieder in Schwung zu bringen und wieder in den Flow zu kommen.

Sitzfleisch

Was Ray nicht erwähnt, in meinen Augen aber DEN begrenzenden Faktor für die Langstrecke darstellt, ist die Kondition des Gluteus Maximus. Während in letzter Zeit kaum mehr Arme oder Rumpf während des Paddelns spürbar ermüden oder ich später Muskelkater bekomme, kann ich schlicht irgendwann nicht mehr bequem sitzen. Über zehn Stunden im Boot zu sitzen ist dabei eine Trainingsfrage, aber auch eine Frage der Ausrüstung. Obwohl mein Sitz bereits eine leichte Polsterung hat, ist für mich eine weiteres dünnes Polster aus simpler „Baumarkt“-Isomatte unerlässlich, aber auch ausreichend.

Grönlandtechnik: Hohe Stütze („high brace“)

Als Ergänzung und nächste “Eskalationsstufe” zur flachen Stütze bietet sich bei höheren Wellen die hohe Stütze an. Im Ergebnis ist diese “nur” der letzte Teil einer Standard-Grönlandrolle. Das war damit auch die erste Stütze, die ich recht sicher einsetzen konnte und immer noch intuitiv meine erste Wahl im Fall der Fälle.

Greg Stamer hat es in einem Foren-Post mal mit Stützen mit dem Euro-Paddel verglichen und die nur im Detail bestehenden Unterschiede auf den Punkt gebracht:

Meine standardmäßige Stütze mit einem Grönlandpaddel ist eine gewöhnliche hohe oder flache Stütze. Die einzigen Unterschiede sind, dass das Paddel stets verlängert wird und statt es mit einer Rotation wieder vertikal aus dem Wasser zu heben, zieht man das Paddel der Länge nach, mit dem gleichbleibendem Druck auf die Wasseroberfläche solange, bis der Schaft wieder über dem Deck ist. Das erzeugt weitere Stützwirkung und behält das Paddel in Position für eine weitere Stütze oder einen Bogenschlag / Skullen. [eigene, freie Übersetzung]

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Für die hohe Stütze befindes sich das Paddel sich in der verlängerten Position: Sobald eine Welle rechts bricht, bleibt die rechte Hand in der Grundposition an der Grenze zwischen Blatt und Schaft, die linke Hand wird gelockert und gleitet zum Paddelblatt (siehe Gleitschlag). Im Gegensatz zur flachen Stütze sind die Ellenbogen nun – ähnlich wie bei einem Klimmzug – unter dem Paddelschaft. Das Paddelblatt liegt damit mit der Rückseite (der Seite, die beim Vorwärtsschlag zum Paddler zeigt) parallel zum Wasser. Anders als der Name vermuten lässt, werden die Hände nicht wirklich hoch gehalten und sollten stets unter Schulterhöhe liegen. Eine zu hohe Haltung birgt ein hohes Verletzungsrisiko für die Schultergelenke. Auch hier wird das Kajak mit einem Hüftschwung aufgerichtet.

„Vier gewinnt“ beim Hiddensee-Marathon 2013

StralsundMit einigem Respekt, aber vor allem viel Vorfreude habe ich dem Hiddensee-Marathon des Stralsunder Kanu-Club entgegengefiebert. Heute ist es nun endlich soweit. Die Nacht sind einige Schauer über die gut gefüllte Zeltwiese der Stralsunder Paddler gezogen. Pünktlich zum allgemeinen Aufstehen um vier Uhr morgens hört der Regen allerdings auf. Das geschäftige Treiben geht los und letzte Vorbereitungen werden allseitig getroffen. Insbesondere ein vernünftiges Frühstück muss als Grundlage her, auch wenn das in der frühen Morgenstunde ziemlich schwer fällt. Das war mein wichtigster Trainingsaspekt seit ich beim 1000-Seen-Marathon im letzten Oktober einen ziemlichen Hungerast hatte. Heute geht es mir vor allem um’s Ankommen aus eigener Kraft. Pünktlich um sechs Uhr ist das Teilnehmerfeld auf dem Wasser und es geht los. Über Boddengewässer und Ostsee soll es einmal um Hiddensee herum zurück zum Bootshaus in Stralsund gehen – ziemlich genau 70 Paddelkilometer. Schon die Streckenlänge macht es recht anstrengend, Wind und Wellen tuen ihr übriges. Angesagt sind für heute ideale Bedingungen mit ablandigem Wind aus Süd-Ost, der später sogar auf Nord-West drehen soll – das hieße die gesamte Zeit Rückenwind. Hieße…

HM_2013_3Ich paddle eines von zwei Booten ohne Steuer und trete als einziger mit einem Grönlandpaddel an. Das bringt den ein oder anderen fragenden Kommentar mit sich. Direkt nach dem Start zieht sich das Feld auseinander. Insbesondere die zahlreichen Zweier und Wingpaddel-Fahrer setzen sich schnell ab. Ich orientiere mich, wie nicht anders zu erwarten, am hinteren Ende. Meine GPS-Pulsuhr läuft wie gewohnt mit. Vorgenommen hatte ich mir, recht konstant zwischen 140 und 150 Herzschlägen pro Minute zu fahren. Beim Versuch mitzuhalten, steigt mein Puls aber in Spitzen bis auf 170. Eigentlich bin ich also viel zu schnell für meine Verhältnisse. Da mich vor allem, der erste Meldepunkt im Vorfeld nervös gemacht hat, will ich aber den Anschluss nicht verlieren: nach drei Stunden muss ich die Ostsee erreichen, sonst werde ich aus dem Rennen genommen und zurückgeschickt. Also geht es ein wenig überambitioniert hinter zwei Einern und einem Zweier hinterher. Gleichzeitig erleichtert das die Orientierung über Strelasund und Kubitzer Bodden am Naturschutzgebiet vorbei bis zur Südspitze von Hiddensee. Hier liegt nach ca. 16 km das erste Meldeboot, dem ich lautstark „vier“ entgegenrufe. Ich liege deutlich unter den drei Stunden und fahre weiter am Fahrwasser entlang auf die Ostsee. Um die Seeseite von Hiddensee zu passieren, sind die Windbedinungen tatsächlich ideal. Wind und Wellen schieben mehr oder weniger. Leider bricht mein Skegboot bei den Wellen von schräg hinten immer mal wieder aus und ich muss es mühsam mit Korrekturschlägen wieder auf Kurs bringen. Ein-, zweimal gelingt mir sogar ein Surf, der mich zu den mittlerweile nur noch zwei Einern immer wieder gut aufschließen lässt. Auf Höhe Kloster schippert Meldeboot Nummer zwei hin und her, was das Heranfahren ein wenig erschwert. Wieder rufe ich eine „vier“ in den Wind hinein. Um die Nordspitze herum geht zum einzig sinnvollen Pausenplatz auf der Runde. Am „Toten Kerl“ rasten bereits weitere „Männer mit dem grimmigen Blick“, unter anderem Gero. Der hatte sich anfangs recht schnell abgesetzt und sticht gerade wieder in See. Lange pausiere ich auch nicht und sitze eine Bananenlänge später wieder im Boot und steuere Meldungsboot drei an, dem ich routiniert nicht viel mehr als „vier“ zu sagen habe.

HM_2013_5Was vorhin als Rückenwind noch hilfreich oder ertragen war, bläst mir jetzt mit Windstärke vier direkt entgegen. 32 km liegen noch vor mir. Gero ist schon wieder in weiter Ferne verschwunden. Aber der Kollege im roten Skegboot, den ich eben noch bei der Pause „überholt“ habe, zieht jetzt wieder an mir vorbei. Bestens – habe ich wieder jemanden zur Orientierung. Mitzuhalten,versuche ich gar nicht erst. Die Streckenführung schlägt kurz einen Haken am Fahrwasser entlang und um Naturschutzgebiete herum. Ab jetzt geht es fast schnurgerade nach Süden. Der Wind denkt gar nicht daran, wie angekündigt zu drehen. Das heißt Knochenarbeit. Der Blick aufs GPS sorgt für Frustration. Die Geschwindigkeit sinkt auf unter fünf km/h – mit ihr meine Motivation und Laune. Immer wieder sporne ich mich an, mit höherer Frequenz am Paddel zu ziehen und meinen Puls wieder ins Soll zu treiben. Lange halte ich das jedoch nie durch, sitze ich doch recht ungemütlich im Boot und schippe immer wieder büschelweise Kraus auf’s Boot. Immer wieder ertappe ich mich dabei, anhand der noch verbleibenden Kilometer auszurechnen, wie lange ich noch im Boot sitzen werde. Aufbauen geht anders. Nachdem auch das rote Skegboot in weiter Ferne verschwunden ist, lasse ich ein Zweierkajak passieren und hänge mich an die beiden. Den letzten Meldepunkt hätten wir beinahe übersehen. Das angekündigte Segelboot hat sich zwischen seinesgleichen gut versteckt, letztendlich aber doch durch die gehisste gelbe Tonne verraten. Mit einem Bogen steuere ich auch dieses Boot an. Trotz der widrigen Umstände bleibe ich auch hier in der Sollzeit und rufe der Besatzung von Meldeboot Nummer vier die obligatorische „vier“ entgegen. Man bietet mir noch Wasser und Essen an. Mein Bananendampfer ist aber noch reichlich gefüllt und auch die zweite Trinkblase ist noch fast voll. Also geht es auf die letzten 15 km.

Hiddensee_2013

In der Ferne ist bereits die Skyline von Stralsund im Dunst zu sehen, während sich eines der Begleitboote neben mich setzt und den weiteren Weg begleitet. Jetzt gibt es immer wieder Schauer. Ich will zumindest unter 11 Stunden bleiben und vor allem nicht mehr drei Stunden im Boot sitzen. Also steigere ich mein Tempo nochmal. Irgendwann scheint der Wind doch noch ein wenig zu drehen, denn hinter dem Parower Haken ist es für die letzten fünf Kilometer fast windstill. Endlich kommt der Steg in Sichtweite. Die Wartenden beginnen, mich auf den letzten Metern anzufeuern und schließlich ertönt ein erlösendes Signalhorn, als ich die Startnummer vier über die Ziellinie paddle. Fertig mit der Welt lasse ich zwei freundliche Helfer mein Boot aus dem Wasser tragen. Erst langsam kommt Freude auf, dass ich auch die letzten 15 km durchgezogen habe und nicht der ständigen Versuchung erlegen bin, aufzugeben. Auch meinen festen Entschluss, dass das heute neben meiner ersten auch sicher meine letzte Teilnahme am Hiddensee-Marathon war, revidiere ich im Laufe des Abends und spätestens nach einer Nacht, in der ich richtig gut schlafen konnte.

HM_2013_6Den Veranstaltern gebührt ein dickes Dankeschön! Gerade bei den anspruchsvollen Bedingungen war es beruhigend, immer eines der zahlreichen Begleitboote in der Nähe zu wissen. Die Abendgestaltung bei Grillfleisch und Kaltgetränken ließ wenig zu wünschen übrig, auch wenn wegen allgemeiner Erschöpfung kaum Feierstimmung aufkam. Auf der Rückfahrt am nächsten Morgen wird Gero übrigens nach der Nummer der Tanksäule fragen, für die er die Rechnung begleichen will. „Vier“ werde ich rufen – gelernt ist gelernt…

Nachklapp: Gero hat auf zirpelspinner.me den Marathon aus seiner Sicht verbloggt. Dass er mir lediglich 1000 kcal zum Frühstück empfohlen hat, selbst aber bis zum Anschlag mit Babybrei und Baked Beans gefüllt war, hat ihm offenbar die entscheidende Viertelstunde Vorsprung beschert. Ergebnisliste und Bericht gibt es auch beim Stralsunder KC. Einen weiteren Bericht gibt es beim Hamburger RdE.

Entdecke Deine Möglichkeiten

EdM_2013_2An diesem Wochenende waren wir zu Gast in der Kanu-Vereinigung-Köpenick. Dort organisiert Rolf einmal im Jahr unter dem schönen Motto „Entdecke Deine Möglichkeiten“ eine Langstreckentour zur Großen Tränke und zurück. Den Paddlern im Nordwesten sagt das wenig und die Distanz schreckt erst einmal viele ab, vielleicht auch zweimal. 66 km im Boot stehen an. Wie bei zwei anderen Teilnehmern soll es auch bei mir die Generalprobe vor dem Hiddensee-Marathon sein.

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Los geht es früh im Pulk über den Seddinsee Richtung Oder-Spree-Kanal. Dort heißt es erst mal wieder komplett sammeln, da nur in der Gruppe geschleust wird. Am Schleusenwehr stürzen sich uns beeindruckende Wassermassen entgegen. Auch im Kanal strömt es anschließend ordentlich. Dafür ist es allerdings schöner als gedacht. Der Kanal ist nicht schnurgerade und ziemlich grün. Zwischendurch beehrt uns sogar ein Otter, der vor unseren Booten den Kanal queren will, sich dann aber doch mit einem eindrucksvollen Platschen in die Tiefe verabschiedet. Nach gut 20 km im Kanal liegt dann recht idyllisch die ehemalige Schleuse „Große Tränke“. Hier heißt es normalerweise Umsetzen. Allerdings steht heute das Wasser so hoch, dass das Wehr problemlos überfahren werden kann. Nach einer Snackpause geht es auf den noch schöneren Teil der Strecke.

EdM_2013_8Die Müggelspree windet sich von hier aus Richtung Berlin. Weitestgehend naturbelassen findet man direkt vor den Toren Berlins ein kleines Paradies für Wasserwanderer. Die vom Biber und den Stürmen der letzten Tage gefällte Bäume vervollständigen den Eindruck des Urwüchsigen. Windung um Windung drückt uns die Strömung voran – wie sich das für einen Rückweg gehört, hilft sie uns jetzt nämlich. Vorbei geht es an Reihern, einer Armada von Libellen und farbenfrohen Faltern. Ob es nun an der bereits zurückgelegten Distanz liegt oder tatsächlich an einer Übersättigung, irgendwann frage ich mich doch genervt, wie viele Kurven da wohl noch kommen mögen. Und so bin ich recht guter Dinge, als irgendwann dann doch der Dämeritzsee als das sprichwörtliche Licht am Ende des Tunnels in Sicht kommt. Von hier aus biegen wir nach kurzer Querung ab zurück zum KVK.

Auch wenn die Eckdaten den einen oder anderen abschrecken mögen, ist diese jährliche Tour eine sehr charmante Langstreckenfahrt. Und hetzen tut hier keiner. Wo wir schon mal in der Gegend waren, haben wir am Sonntag die Gelegenheit für die „Große Umfahrt“ rund um die Müggelberge genutzt. Eine weitere herrliche Tour in südost-Berliner Gewässern.

(Fast) 100 – In großem Bogen rund Potsdam

Potsdam_100So manche Tour wurde im TKV ja bereits als Schinderei verschrien. Mir ist das nicht genug und ich bilde mir ein, eine weitere Langstreckentour wäre noch eine gute Vorbereitung für den Hiddenseemarathon in zwei Wochen. Also klingelt mein Wecker an einem Samstagmorgen einmal mehr deutlich früher als unter der Woche. Mit reichlich Müsliriegeln und Bananen auf dem Deck sowie 500 g Bananenquark im Bauch lege ich um 6:15 Uhr am TKV ab. Die Stimmung ist herrlich und der Tegeler See macht in der Morgensonne einiges her. Hier und die Havel entlang lümmeln bereits erstaunlich viele Angler rum… Über die Spandauer Havel geht es Richtung Wannsee. Die Havel hat einiges an Strömung – zeitweilig fahre ich 12 km/h. So fahre ich nicht wie gewohnt durch Klein Venedig, sondern bleibe im drögen Kanal und lasse mich schieben. An Grunewaldturm, Pfaueninsel und Sacrower Heilandskirche vorbei geht es die Havel runter in den Sacrow-Paretzer Kanal. Ich habe mir vorgenommen, zwei längere Touren, die ich in der Vergangenheit bereits häufiger gefahren bin, kombiniert an einem Tag zu fahren. Mit der Griebnitzsee-Tour und der Runde um Potsdam gibt das ziemlich genau 100 km. Schöne Zahl…

Auch hier im Kanal strömt es gut, sodass ich schon nach fünf Stunden den Abzweig Richtung Werder erreiche. 40 km sind jetzt bereits auf dem Tacho. Ein 8er Schnitt lässt mich optimistisch in die Zukunft blicken. Nur habe ich bisher immer zwei Punkte ausgeblendet: ab jetzt gibt es gute 15 km Gegenwind der Stärke 4 und ab jetzt paddele ich gegen die Strömung. Meine Geschwindigkeit sinkt proportional zu meiner Laune. Immerhin überhole ich diverse Paddler, die es deutlich ruhiger angehen lassen. Kein großer Trost. Der eigentlich geplante Stop in Werder fällt aus. Erst will die Gegenwindstrecke hinter mich bringen – Psychologie und so… Endlich erreiche ich den Schwielowsee und biege in den kleinen Kanal zum Petziensee. Hier ist es windstill, aber es strömt mir deutlich entgegen. Entkräftet steuere ich eine der noch wenigen freien Buchten an und mache eine kurze Pause. Allzu lange will ich aber nicht bleiben. Ein gutes Stück liegt ja noch vor mir.

Griebnitzsee

Den Templiner See hinauf geht es durch Potsdam bis irgendwann endlich die Glienicker Brücke in Sicht kommt. Rechts biege ich ein Richtung Griebnitzsee, wo ich nach 10 Stunden endlich die 70 km vollmache. Ich mache eine weitere kurze Pause, bevor es weiter geht. Auf den folgenden Kilometern mache ich immer wieder kurze Pausen im Boot, lehne mich zurück und entspanne Rücken und Hände. Auf der folgenden Strecke über Pohlesee, Kleinen Wannsee und Großen Wannsee sinkt die Motivation immer weiter. Irgendwie war der letzte Müsliriegel auch nicht der beste Kauf. Direkt nach der schmalen Durchfahrt bei Schwanenwerder mache ich erneut eine Pause. Ich muss dringend mal meine Beine ausstrecken und den Rücken entlasten. Kurz schlafe ich sogar ein, bevor es weiter geht Richtung Schleuse Spandau. Klein Venedig spare ich mir wieder – irgendwie verkraftet meine Psyche den Gedanken an einen Umweg gerade nicht, auch wenn dort die Strömung unter Umständen geringer ist…

Kurz vor der Schleuse steht am Rand einer der obligatorischen Angler. Ich mustere ihn, weil er einem Bekannten verdammt ähnlich sieht. Er bemerkt dies offenbar und meint nur: „Na, endlich auf’m Rückweg?“ Außer einem kurzen „ja“ und einem blöden Blick bekomme ich nicht viel heraus. „Ick stand heute morgen da drüben.“ meint er und zeigt auf die andere Uferseite, von wo ihn ein Stadtfest vertrieben hat. Blöder Blick wird zu einem breiten Grinsen und deutlich entspannter und motivierter geht es jetzt durch die Schleuse auf die letzten knapp 8 km. Ich beschließe, doch nicht mit dem Paddeln aufzuhören, den Hiddensee-Marathon doch nicht abzusagen und sowieso und überhaupt… Durch den direkten Weg statt durch Klein Venedig fehlen mir beim Eintreffen im Verein kurz vor 21:00 Uhr zwei wertvolle Kilometer. Endstand sind 98 km – aber wer wird denn kleinlich sein?

Das ist übrigens eine traumhafte Strecke, die man aber sinnvollerweise besser an zwei bis drei Tagen fahren sollte…

Brandungspaddeln in Sankt Peter-Ording (EPP 3)

Auf das Brandungspaddeln hatte ich mich beim EPP 3 besonders gefreut. Nachdem der Termin wetterbedingt (in diesem Jahr war es ja ewig lange ewig kalt) in den Juni verlegt worden war, geht es heute nun endlich los. Wir sind letzte Nacht zu später Stunde in Sankt Peter-Ording angekommen und haben die Zelte im Dunkeln aufgebaut. So langsam erwacht nun alles um uns herum und wir sehen, wer sonst noch so dabei ist: es gibt das ein oder andere Wiedersehen mit Teilnehmern der Spiekeroog-Tour und des Theoriekurses. Nach den üblichen Morgenritualen und ein paar Trockenübungen an Land geht es endlich aufs Wasser. Naja… erstmal heißt es Ewigkeiten über den Deich bis zum Wasser rollern – nachdem das aber geschafft ist, suchen wir uns ein schönes Plätzchen zwischen den Kitesurfern.EPP3_Brandung_01

Wir gehen in Kleingruppen auf’s Wasser. Uns wird Bernd zur Seite stehen – er soll genauso verspielt sein wie ich, was sich später als wahr herausstellen soll. Der Wind bläst kräftig mit Stärke 5, was ziemlich schöne Wellen produziert. Wir stürzen uns mitten in die Brandungszone und fahren am langen Sandstrand entlang. Jede brechende Welle wird genutzt, um flache und hohe Stütze zu üben. Dabei kommen einige spannende Seitwärtssurfs heraus. Natürlich wird auch noch „vernünftig“ gesurft und Team Bernd beweist eine 100%ige Rollquote in der Nordseebrandung.EPP3_Brandung_03 EPP3_Brandung_02  EPP3_Brandung_05 EPP3_Brandung_04 EPP3_Brandung_07 EPP3_Brandung_06 EPP3_Brandung_24 EPP3_Brandung_23 EPP3_Brandung_22 EPP3_Brandung_21 EPP3_Brandung_20 EPP3_Brandung_19 EPP3_Brandung_18 EPP3_Brandung_17 EPP3_Brandung_16 EPP3_Brandung_15 EPP3_Brandung_14 EPP3_Brandung_13 EPP3_Brandung_12 EPP3_Brandung_10 EPP3_Brandung_09

Nach dieser ersten Tuchfühlung mit den Nordseewellen geht es erstmal zurück auf den Zeltplatz. Während der Rest anschließend bei einem Landgang Latte Macchiato schlürfen geht, schnappe ich mir meinen „Kleinen“. Zum Spielen habe ich nämlich noch den Eskimo Xeno auf dem Dach gehabt, der heute das erste Mal Salzwasser sehen soll. Zwischenzeitlich haben Wind und Wellen deutlich zugenommen. Die Wellen sind höher und die Brecher kommen in immer kürzeren Abständen. Das Durchbrechen der Brandungszone fällt mir also extrem schwer. Im Leninschen Geist („Ein Schritt vorwärts, zwei zurück“) schlagen mir die Brecher immer wieder mit voller Wucht gegen die Brust und werfen mich meterweit zurück. Endlich habe ich es geschafft und paddle weiter raus. Der Xeno macht sich gut in der Brandung, ist enorm wenig und surft wie ein großer. Ich fahre auf eine brechende Welle zu, drehe auf dem Wellenkamm auf der Stelle. Etwas, was mit dem Seekajak unmöglich sein dürfte: die Welle nimmt mich mit. Ich komme aus dem Staunen nicht heraus, als ich Ewigkeiten später immer noch wie festgenagelt auf der Welle sitze. Dumm nur, dass ich damit wieder fast am Strand bin. Das will ich nochmal hinbekommen! Paddle also wieder gegen die brechenden Wellen an. Eine besonders heftige, schräg zu meinem Boot einlaufende Welle schmeißt mich um. Ich bin völlig orientierungslos und habe nur noch einen Reflex: raus aus dem Boot. So ein Mist, unfreiwillig geschwommen bin ich schon lange nicht mehr. Also heißt es schwimmenderweise zurück zum Strand. Die Wellen hauen immer wieder in das Boot, das so immer schwerer wird. Gefühlte Ewigkeiten später komme ich am Strand an und leere unter enormen Kraftaufwand das mittlerweile vollgelaufene Wildwasserboot. Einen Versuche unternehme ich noch. Das gleiche Spiel. Die Wellen hauen mir gegen die Brust und drücken mir die Luft aus der Lunge. Neben mir versucht ein Surfer das gleiche Spiel flachliegend auf seinem Board – ebenso erfolglos. Nach mehreren vergeblichen Versuchen haut mich wieder eine Welle um – ich bin jetzt deutlich weiter draußen und schwimme wieder an Land. Das dauert nochmal deutlich länger und ich bin absolut entkräftet. Hier siegt zur Abwechslung mal die Vernunft. Ich ziehe das Boot zum Bootswagen und von dannen.

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Am Sonntag steht eine weitere Runde in der Brandung an. Diesmal wieder in der Gruppe und im Seekajak. Der Wind weht weiterhin mit Stärke 6. Die Wellen kommen dicht hintereinander. Wie durch Butter schneide ich heute durch die Brandungswellen – wäre das nur gestern abend im Xeno genau so einfach gewesen. Die Bedingungen sind noch surffreundlicher als gestern. Ich lege einige geniale Seitwärtssurfs hin. Bernd gibt mir zudem noch ein paar eigentlich einleuchtende Tipps für’s Surfen. Mir wird klar, warum ich in der Vergangenheit dabei häufiger mal gekentert bin – nunja, man sollte darauf achten, stets zur richtigen Seite zu stützen, auch wenn sich das Boot langsam dreht. Unter anderem gelingt mir so ein herrlicher Surf, bis es mich irgendwann langsam querstellt. Ich stütze zur Abwechslung mal zur richtigen Seite, surfe seitwärts. Die Welle dreht mich wieder gerade und ich surfe weiter. Schon erwähnt, dass Seekajak fahren herrlich ist?

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Paddeln, wo andere hin verbannt werden – Elba 2013

Elba in so kurzer Zeit zu umrunden, hatten wir eigentlich gar nicht geplant. Dass wir aus Zeitmangel nicht jeden der 145 Küstenkilometer und damit jede noch so kleine Bucht abfahren, war uns von Anfang an bewusst. In Reaktion auf die Wetterprognosen haben wir die knapp 90 km dann sogar in drei Tagen gepaddelt.

Los geht es in Acquaviva bei Portoferraio. Hier sind wir gestern, nach der Überfahrt aus Richtung Venedig, in einem Campingplatz untergekommen. Man spricht deutsch so wie die meisten der Campinggäste. Im Restaurant gab es hervorragende Küche und das Auto kann die Woche über hier bleiben. Verkehrt ist das alles nicht.

Da die Winde im Laufe der Woche zunehmen und auf West drehen sollen, wollen wir die Westseite der Insel mit weniger Anlandemöglichkeiten lieber hinter uns haben und starten unsere Tour gegen den Uhrzeigersinn.

Der Monte Capanne ist wolkenverhangen. Er und der Rest der Insel präsentieren sich idyllisch und das Wasser ist glasklar. In der letzten Wochen hat es auch hier ordentlich geweht. Davon merkt man heute nichts. Als wir das Nordost-Kapp erreichen, fallen uns immer häufiger kleine blaue Gegenstände auf, die im Meer schwimmen. Was ich erst für Müll halte, entpuppt sich schließlich als… ja was eigentlich. Bei näherer Betrachtung wirken sie wie Quallen, die sich mit einem Segel haben ausrüsten lassen – tatsächlich sind es Segelquallen. Man trifft sie rund Elba wohl nicht so häufig an. Die starken Winde der letzen Woche haben sie aber offensichtlich hierherverschlagen. Sie kommen in immer dichteren Schwärmen, sodass die Sorge aufkommt, links um die Ecke versteckt sich das Mutterschiff und saugt schließlich uns auf.

Im Vorfeld haben wir uns einen Strandführer besorgt, der jeden der gut 150 Strände Elbas in Bezug auf Zugänglichkeit und Beschaffenheit beschreibt. Teilweise fällt die etwas sehr positiv aus, ist aber jedenfalls ein guter Anhaltspunkt. Als Strand werden auch so ziemlich alle Unterbrechungen der Steilküste gewertet. So peilen wir den zuvor ausgewählten Strand Le Tombe an. Dort erwischt uns ein Schauer. Die im Strandführer versprochene Abendsonne bleibt aus. Dafür entschädigen wir uns selbst mit einem Lagerfeuer aus Treibholz und genießen den Blick auf’s Meer hinaus, wo eigentlich Korsika liegen sollte.

Am nächsten Morgen sind tatsächlich die Konturen Korsikas deutlich zu erkennen. Die Gipfel der Berge sind noch schneebedeckt. An diesem Tag lernen wir, wie anfällig Skegs sein können. Erster Kandidat ist Christoph, der sein Skeg-Steuer schon nach wenigen Kilometern wieder gangbar machen muss, bevor eine Grotte zur Befahrung einlädt. Bei der nächsten Anlandung habe ich wiederum Steine vom Kiesstrand in den Skegkasten bekommen und bei dem anschließenden Gezerre an der Vorrichtung den Führungsschlauch aus der Befestigung gerissen. Catharina fährt es zwar noch händisch aus – für den Rest der Etappe bin ich aber stark lufgierig und muss mein Boot während der langen Querung ständig mit Bogenschlägen auf Kurs halten. Die Anstrengung lässt meine Laune in den Keller sinken. Diese hebt sich erst wieder als die Mine, die neben unserem Zielstrand liegt, in Sicht kommt. Nach einer längeren Skegreparatur funktioniert dieses besser als zuvor. Eine endgültige Befestigung verschiebe ich mangels Material aber auf zu Haus.

 

Immerhin scheint die Sonne. Die Laune steigt wieder nach erfolgreicher Reparatur und Christoph muss nicht lange überzeugt werden, eine Roll-Session in der idyllischen Bucht einzulegen. Auch die Handrollen sitzen in leicht bewegtem Wasser, bis nach einer guten halbe Stunde die Luft raus ist. Natürlich lassen wir uns eine Besichtigung des Minengeländes nicht entgehen. Früher Elbas Haupteinnahmequelle wurde hier irgendwann der Betrieb aufgegeben und ohne größere Vorkehrungen alles stehen und liegen gelassen und dem Verfall preisgegeben. Entstanden ist ein feiner Abenteuerspielplatz für Erwachsene.

Am nächsten Tag geht es bei leichtem Nordwind die Ostküste hinaus. Am Strand hatten wir keinen Internetempfang für eine aktualisierte Wetterprognose. Das holen wir nach Einkauf und Mittagessen in Marina die Campo nach. Für die nächsten beiden Tage werden sehr starke Winde aus West angesagt, sodass wir befürchten müssen, auf einem angepeilten Strand an der Ostküste festzusitzen. Wir entsschleßen uns daher bereits heute die Etappe zu verlängern und zum Ausgangspunkt zurückzupaddeln. Und das stellt sich schon jetzt als gute Entscheidung heraus. Es folgt der schönste Abschnitt der Tour. Während der Wind sich legt, rollen die von den Nordwest-Winden der Vortage erzeugten Dünungswellen noch bis zu zwei Meter hoch heran. Sie brechen nur selten, sodass es paddlerisch angenehm bleibt, aber mal richtiges Seekajak-Feeling aufkommen lässt…

Auch die Winde, die ab der anschließenden Nacht über den Campingplatz in Acquaviva fegen und Gischt bis zu unseren 100m vom Strand entfernten Zelten pusten, geben unserer Entscheidung Recht. Bei den Brandungswellen, die über den ganzen Tag in der eigentlich recht geschützten Bucht auflaufen, wäre ein sicheres anlanden nur schwerlich möglich gewesen.