Hiddensee-Marathon 2014 – Pleiten, Pech und Pannen

Wenn ich zur Zeit bei etwas im Training bin, dann ist es frühes Aufstehen. Der 4:00-Uhr-Wecker am Samstagmorgen zaubert mir also nur ein müdes Lächeln ins Gesicht. Das mit dem Paddeln ist da schon herausfordernder. Wegen anderer Prioritäten habe ich keine 300 km an Vorbereitung im Boot vorzuweisen. Im Vorjahr waren es fast dreimal so viel. Zwar habe ich mich mit ein wenig Krafttraining zu Hause und der ein oder anderen 45-Minuten-Einheit auf dem Ergometer fit gehalten. Aber, dass mir Bootskilometer fehlen, ist mir trotzdem klar. Zwei längere Touren in den letzten vier Wochen geben mir aber die Zuversicht, dass ich zumindest die Distanz von 70 km innerhalb der Zeitvorgaben durchhalten werde. Viel mehr habe ich mir daher auch nicht zum Ziel gesetzt – auch wenn ich natürlich auf eine etwas bessere Zeit als bei den ziemlich widrigen Bedingungen vom Hiddensee-Marathon 2013 schiele.

Nach dem Startschuss befinde ich mich in meinem natürlichen Habitat – ziemlich weit hinten. Die hintere Gruppe ist in diesem Jahr aber etwas größer. Auch insgesamt habe ich das Gefühl, dass sich das Feld nicht so schnell auseinanderzieht. Gleich zu Anfang gibt es eine schöne Überraschung: wir starten mit Rückenwind. Sobald aber die Seeseite von Hiddensee zu befahren ist, heißt das für mich ebenso wieder, dass das Skegboot häufig ausschlägt. Soweit, so bekannt – leider. Trotzdem geht es in diesem Jahr flotter voran auf die Nordspitze.

Dort macht sich so langsam Erschöpfung bei mir breit, sodass die obligatorische Pause beim „Toten Kerl“ sehr gelegen kommt. Nach einer kurzen Rast gehe ich halbwegs regeneriert die zweite Hälfte an. Ab jetzt gibt es Wind von schräg vorn. Ich fahre daher mein Skeg aus. Möchte ich zumindest… das Skeg hat sich offenbar beim Anlanden verklemmt. Und auch ohne dass ich großen Druck ausüben würde, löst sich sofort der Schieber vom Zugseil und das Skeg ist nicht mehr einsatzfähig. Soweit, so bekannt – leider. Werkzeug habe ich dabei. Das letzte Mal auf Elba hat mich diese Reparatur unterwegs aber ein bis zwei Stunden gekostet. Das ist heute nicht drin. Also beschließe ich die 35 km ohne funktionstüchtiges Skeg weiterzufahren. Laut Prognose soll der Wind ja nicht allzu stark sein. Das geht die ersten Kilometer auch ohne größere Korrekturorgien gut. Irgendwann lässt der Wind sogar fast ganz nach.

Leider gibt es trotzdem ganz nette Dünungswellen aus Richtung Hiddensee. Und die machen mich irre! Keine drei Schläge kann ich jetzt machen, ohne dass sich mein Boot zu den Wellen drehen will und ich ein bis zwei Korrekturschläge einbauen muss. Ich freue mich daher schon ziemlich, dass ich das letzte Meldeboot innerhalb der Zeitvorgaben erreiche. Ab jetzt sinken die Ansprüche immer rapider: nur noch schaffen heißt die Devise. Nicht die besten Ausgangsbedingungen für noch gut 15 km. Die ständig notwendigen Korrekturen lassen mich verspannen, sodass ich immer wieder Pausen einlege, um mich im Boot zu strecken. Offenbar übe ich bei der letzten dieser Streckübungen zu viel Druck auf meinen Rückengurt aus, der nun aus der Verankerung reißt. Soweit, so bekannt – leider. Meine von „Das ist jetzt nicht wahr!“ eingeleiteten Flüche hört zum Glück nur der wieder leicht aufgefrischte Wind. Jetzt heißt es: „Trotz alledem!“ Ich will aus eigener Kraft in Stralsund einlaufen, obwohl hinter mir schon drei Begleitboote recht verlockend vor sich hin tuckern.

Auf dem Festland und Rügen zieht jetzt zu allem Glück noch ein Gewitter auf. Immer schneller zieht es zu, Blitze zucken und Donner grollt. Die eben noch sichtbaren Kirchtürme von Stralsund verschwinden wieder im Dunst. Als mich die ersten Tropfen erreichen, wächst auch die Gewissheit, dass das mit der Weiterfahrt wohl eng wird. Kaum habe ich das realisiert, kommt mir auch ein weiteres Begleitboot entgegen. Im Schlepp hat es die beiden Boote, die sich in der letzten halben Stunde deutlich abgesetzt haben, nachdem wir einige Zeit gleichauf gepaddelt waren. Mir wird der Rennabbruch verkündet und ich werde einem DLRG-Boot zugewiesen und von den freundlichen Begleitern an Bord genommen. Bei 61 km und knapp 90 Prozent der Strecke ist damit Feierabend. Ich erkläre meinen Taxifahrern kurz, warum ich so ein sonderbares Paddel benutze, wir sammeln noch einen weiteren Paddler ein und brausen zurück nach Stralsund.

Mit ziemlicher Sicherheit hätte ich mich ohne den Rennabbruch noch die letzten Kilometer ins Ziel gequält. Aber das Wetter hat diesmal einen Strich durch die Rechnung gemacht. Es war die Mühe trotzdem wert. Großer Respekt gilt vor allem den zahlreichen Begleitbooten, die demonstriert haben, dass sie und die Rennleitung vom Stralsunder Kanu-Club stets alles im Griff hatten. Mit diesem beruhigenden Gefühl fällt es leicht, sich voll und ganz auf sich selbst und die eigenen Herausforderungen zu konzentrieren. Bis zum nächsten Jahr!

Nachklapp: Die Ergebnisse sind jetzt verfügbar – mit der von den Veranstaltern „kalkulierten Zeit“ bin ich ganz zufrieden 😉

Einsitzen am Griebnitzsee

Seit drei Jahren ist die Tour die Havel hinunter, um die Wannsee-Insel herum zum Griebnitzsee und über Glienicker Brücke und Pfaueninsel zurück nach Tegel fester Bestandteil meines Paddeljahres. Bietet sich die 57 km lange und landschaftlich herrliche Strecke doch prima als Leistungs-Check und Training für spätere Langstreckentouren an. Vor allem der Sitzmuskel darf sich zum ersten Mal im Jahr beweisen. In diesem Jahr habe ich den bisher wärmsten und noch dazu ziemlich windigen Tag erwischt.

Während mir die Sonne nun acht Stunden erbarmungslos auf die Mütze brennt, überlege ich, ob das Naturgesetz, dass der Wind Kajakfahrern unabhängig von Streckenführung und angesagter Windrichtung zu 80% entgegenbläst, schon einen Namensgeber hat. Warum Mandarinenten gelb-grüne Boote besonders gern haben. Und ob jemand meinen Bildband über die nudistisch veranlagten Bootsbesitzer vom Wannsee (Arbeitstitel: „Verbrannte Ärsche“) kaufen würde. Erkennbar eine gute Möglichkeit, den Kopf mal richtig frei zu bekommen.

Das testweise mitgenommene Wingpaddel wird nach 700 Metern wieder auf’s Deck geschnallt und den Rest der Tour durch die Gegend gefahren. Schuster, bleib bei deinem Leisten! Dafür bin ich bei dem ständigen Gepuste dankbar, mich heute für ein Boot mit Steuer entschieden zu haben – und Sitzanlagen kann Lettmann auch. Der Hintern dankt.

Double Trouble

Drei mögen ’ne Party sein – aber Rock’N’Roll geht auch zu zweit. Schon länger stand eine Eskimorolle im Zweierkajak auf unserer Todo-Liste. Das hatten wir uns eigentlich schwieriger vorgestellt, als es unter dem Strich war – hatten wir doch in der Halle schon sehr synchrone Rollen hinbekommen. Als Hintermann hatte ich den Vorsatz gefasst, meinen Mitroller nicht mit dem Paddel zu erschlagen. Daher habe ich das Paddel bei der standard greenland roll nicht komplett ausgelegt, was bei näherer Betrachtung des Vorgangs und der Bilder wohl übertrieben war und ein wenig albern aussieht. Spannend war aber zu sehen, dass verschiedene Rollen möglich sind: z.B. die butterfly roll. Gut funktioniert hat außerdem die Kombination unterschiedlicher Rollen: vorn standard greenland, hinten reverse sweep. Als hilfreich hat sich schließlich erwiesen, dass wir uns vorher darauf geeinigt haben, auf der selben Seite hochzurollen.

Danke an Herrn Bärger für die Fotos!

Wildwasser im Erzgebirge

wwerz_01„Ich fahre nach Süden“ antworte ich dem fragend schauenden Anhalter. „Mit dem Surfkajak?“ entgegnet er ungläubig. Guter Mann! Trotzdem muss er allein sehen, wie er nach Hamburg kommt. Es geht nach einer gefühlten Ewigkeit tatsächlich mal wieder ins Wildwasser. Ohne Grönlandpaddel – dafür mit meinem neuesten Boot im Stall, dem Necky Jive. Seiner Vorbesitzerin habe ich erst vor ein paar Wochen zugesichert, dass er in gute Hände kommt.

An diesem Wochenende fahren wir nun gemeinsam ins Erzgebirge. Die Sportfreunde vom SC Berlin-Grünau organisieren seit Jahrzehnten im März eine Fahrt auf erzgebirgischen Wildflüssen. Weil es in diesem Jahr kaum Schmelzwasser gibt und auch der Regen zu wünschen übrig ließ, sind wir auf Zuschusswasser aus der Talsperre Rauschenbach angewiesen, damit wir überhaupt fahren können. Zwei der geplanten Touren müssen leider ganz ausfallen – trotzdem war die unterhaltsame Fahrt auf der Flöha die Anreise auf jeden Fall wert.

Nachklapp: Beim SCBG gibt es zur Fahrt ebenfalls einen Bericht.

Mit dem Kajak in der Dänischen Südsee

Himmelsrichtungen sind ja relativ: was für Berliner im Norden liegt und Ostsee heißt, ist für Dänen der Süden. Die Dänische Südsee – also die Region zwischen Fyn und Ærø – ist ein ideales Gebiet für fortgeschrittene Paddler, die erste Seekajakerfahrung sammeln wollen. Von Deutschland aus, ist beispielsweise Faaborg mit dem Auto und den Kajaks auf dem Dach gut zu erreichen. Von dort aus kann man bequem Inselhopping nach Lust, Laune und verfügbarer Zeit betreiben. Die zahlreichen Inseln des südfünischen Inselmeers können meist bequem auf Sicht gefahren werden. Dennoch empfiehlt sich an Kompass an Bord, unter anderem um dem ein oder anderen Vogelschutzgebiet auszuweichen. Diese und die freien Übernachtungsplätze sind in einer vor Ort oder im Internet erhältlichen Freizeitkarte eingezeichnet, auf der sich beispielsweise auch Wanderungen als Ausgleichsprogramm finden. Jede Insel hat ihren eigenen Charme von viel Natur mit verträumten Fachwerkdörfern bis zu Svendborg und Marstal – zwei Städtchen mit langer, dänischer Seefahrertradition – findet sich für jeden Geschmack etwas. Leseempfehlung für unterwegs: Carsten Jensen, „Wir Ertrunkenen“ – eine dänische Familiensaga über eine Seefahrerfamilie aus Marstal mit hohem Wiedererkennungsfaktor von Region und deutscher Ostseeküste.

Rock’N’Roll!

Das erste Mal in einem Kajak saß ich in einer Schwimmhalle in Osnabrück. Das Ganze ist fast fünfzehn Jahre her und ich wollte die Eskimorolle lernen. Irgendwie fanden zwei Freunde und ich das Flugblatt des Unisports in der Mensa lustig und wir wollten uns mal wirklich wichtige Fähigkeiten aneignen – studium generale und so. Ruckzuck hatte ich den Dreh raus und nach dem zweiten Termin konnte ich rollen. Zwei Jahre später im Schwedenurlaub war dann Angeben angesagt. Schnell in den Neoprenanzug und raus auf den See. Noch schneller war ich wieder auf dem Boden der Tatsachen. Die Erfolgsquote lag bei unter fünf Prozent und das Wasser des Sees war einmal komplett durch meine Nasennebenhöhlen gefiltert. Immerhin gibt es noch ein Beweisfoto (zumindest vom Reinfallen und davon, dass ich am Hinterkopf mal Haare hatte).

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Als ich Jahre später begonnen habe, regelmäßig zu paddeln, war der Weg zur Rolle lang und steinig. In seinem Blog hat Gero dazu mal einen schönen Artikel geschrieben. Ähnlich lief es bei mir. Trotz stundenlanger Versuche im Nichtschwimmerbecken von Lindow und viel Geduld (zumindest von Gero) wollte der Knoten nicht platzen. Bei meinen Versuchen auf dem See war durchgehend Catharinas Bootsspitze zur Eskimorettung notwendig. Den entscheidenden Durchbruch brachten knapp fünf Minuten mit Silke – die Grundlagen waren längst verinnerlicht, aber der Grobmotoriker in meinem Kajak konnte sie nicht zusammensetzen. Statt irgendwelcher Bogenschlagsversuche mit oder ohne Paddelfloat, ermutigte mich Silke, mein Grönlandpaddel im rechten Winkel zu halten – sie hielt die andere Seite. Im Ergebnis sei das nichts anderes als die Eskimorettung, die ja bereits bestens funktionierte. Das klappte sehr gut – auch als sie das Paddel bei der nächsten Rolle losließ… und beim nächsten Dutzend Hangrollen.

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Nachdem die erste Rolle erstmal halbwegs sicher saß, war die Weiterentwicklung eine Frage von Zeit und Geduld. Die Übertragung auf die „schlechte“ Seite ging nicht von heute auf morgen. Vorteil war aber die Sicherheit, auf der Schoko-Seite sicher hochrollen zu können. So endeten Fehlversuche nicht zwangsläufig mit einem nassen Ausstieg, sondern mit einem tiefen Atemzug auf der guten Seite. Die Feuerprobe bestand ich in der Brandung vor Wangerooge mit einer Rolle, die nicht auf Ansage erfolgte, sondern in einer brechenden Welle, die mich schlicht umwarf. Seitdem arbeite ich kontinuierlich daran, weniger Kraft einzusetzen und das Paddel auch mal wegzulassen. Schwimmhallen sind daher im Winter weiterhin ein beliebtes Paddelrevier. Einer der Freunde vom Rollenkurs in Osnabrück behauptet seit Jahren, er könnte weiterhin aus dem Stand rollen. Demnächst gebe ich ihm die Gelegenheit zum Versuch.

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Die perfekte Welle

Dänemark Aeroe Brandung WellenWenn ich auf Touren abends im Zelt liege, beschäftige ich mich ja gern mit Operatorenrechnung, numerischer Mathematik und Approximationstheorie. Diese Leidenschaft teilt Muchtarbai Otelbajew. Da er offenbar weniger Zeit in seinem Kajak verschwendet, hat er vor mir eines der Milleniums-Probleme der Mathematik gelöst. Mit einer allgemeinen Lösung der Navier-Stokes-Gleichungen will er die Entwicklung von Wellen mathematisch prognostizieren können. Das Preisgeld von einer Million Dollar ist damit für mich einstweilen futsch.
Bleibt also nur, sich seichteren Gebieten der Wellenforschung zu widmen. Als Einstieg in das Forschungsfeld hat sich das Buch „Monsterwellen“ von Susan Casey bewährt. Die Autorin begibt sich darin auf eine unterhaltsame Entdeckungsreise zu Klimaforschern, Schiffsversicherern und immer wieder Surfern. Der Leser erfährt, warum Standup-Paddler bei den Wellenreitern ziemlich unbeliebt sind, und wird Zeuge zahlreicher Obzessionen. Besagte Surfer haben es sich nämlich zur Lebensaufgabe gemacht, 30-Meter-Wellen zu reiten – ganz ohne Kajak wohlgemerkt. Auch dafür winkt ein ansehnliches Preisgeld. Bei der Jagd nach diesen Wellen entwickeln sie eine ähnliche Beziehung zum Wasser wie Captain Ahab zum weißen Wal. Für Freunde bewegter Bilder hat die BBC das Thema Monsterwellen ebenfalls aufbereitet – allerdings gänzlich ohne Surfer.
Eher theoretisch begegnet James Trefil dem Thema. In seiner Abhandlung „Physik im Strandkorb“ liefert er zu 14 Oberthemen Erklärungen – beispielsweise für die Entstehung von Gezeiten und das Verhalten der Brandung. Ihm gelingt spielend, den Jungforscher auch über den Tellerand des eigenen Gebietes hinaus zu begeistern – etwa für die Statik von Sandburgen. Manchmal geraten seine Ausführungen allerdings etwas langatmig, eignen sich dann aber perfekt, das ein oder andere Nickerchen am Strand einzuleiten.

Wir woll’n die Surfbären seh’n!

Eisbaeren_1Es ist vierter Januar, höchste Zeit für Salzwasser unter dem Kiel. Angesagt ist Windstärke 4 aus Südwest, auffrischend und im Laufe des Tages auf Südost drehend. Wir haben uns daher am Vorabend nicht für die klassische Route der alljährlichen Eisbärentour von Travemünde nach Wismar entschieden, da die letzten Kilometer – insbesondere die Querung der Wohlenberger Wiek – bei dem Wind zu anstrengend erscheinen. Vielmehr wollen wir es uns leicht machen und mit dem Wind im Rücken von Wismar aus nach Rerik paddeln. Nebeneffekt: zwei Stunden mehr Schlaf.

Eisbaeren_2Los geht es also kurz nach neun Uhr. Der Hafen von Wismar verströmt in der aufgehenden Sonne eine gehörige Portion Industrieromantik. Wir halten auf die Insel Poel zu und kommen bei milden Temperaturen und angenehmem Sonnenschein ganz erwartungsgemäß aus dem Surfen gar nicht mehr raus. Die Wellen schieben uns plangemäß mit ordentlichem Tempo genau auf die Brücke zwischen Poel und Festland. Nachdem Poel und die ein oder andere flache Stelle passiert sind, hoffen wir an der Seeseite der Halbinsel Wustrow auf weitere Surfwellen.

Dort erwarten Eisbaeren_3uns aber nur Dünungswellen, bei denen ich mich schon sehr anstrengen muss, will ich sie erwischen. Einmal geschafft, rollt die Welle auch viel zu schnell ohne mein Seekajak weiter. Nichtsdestotrotz kommen wir flott voran und Kirchturm nebst Seebrücke von Rerik schnell in Sicht. Nach gut vier Stunden knirscht zum ersten Mal in diesem Jahr der Ostseestrand unter meinem Boot. Herrlich.

Auf ein Neues!

Am Neujahrsmorgen vor Sonnenaufgang ins Kajak steigen – bei null Grad Luft- und drei Grad Wassertemperatur – klingt für viele Paddler nach ziemlichem Unsinn. Vom gemeinen Nichtpaddler gar nicht erst zu reden. Wenn man diese Denkhürde aber erst einmal übersprungen hat, wird man mit einer grandiosen Tour in den ersten Sonnenstrahlen des neuen Jahres belohnt. Und wenn alles glatt läuft, gibt es auch noch eine große Portion Rührei sowie ein Jahr lang unbezahlbaren Ruhm.

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Nach dem in mehrfacher Hinsicht misslungenen Versuch vom letzten Jahr sollte auch das Jahr 2014 mit einem sympathischen Wettbewerb beginnen: demjenigen, der mit einem Paddel- oder Ruderboot als erster im neuen Jahr beim „Gasthaus zum Weißen Schwan“ aufschlägt, winken gebratene Eier auf’s Haus und ein Ehrenplatz auf einer Tafel an der Wand. Das Unterfangen wird von den Kombattanten kreativerweise „Eierfahrt“ genannt. Die grundlegende Taktik in Kürze: wenn die Havel nicht zugefroren ist, ist man am 2. Januar in der Regel zu spät. Auch allzu lange nach Öffnung des Schwans sollte man nicht ankommen. Paddelt man – wie die vier diesjährigen TKVler – ab Tegel, hat man knapp 17 km vor sich und muss dementsprechend früh losfahren.

Mussten wir uns im letzten Jahr noch den Rückwärtsfahrern vom Ruderverein Birkenwerder geschlagen geben, setzen wir in diesem Jahr zum fulminanten Rückschlag an. Als wir den weißen Schwan erreichen, sind wir sowas von die ersten Gäste. Mit einem zu einfachen Sieg geben wir uns nach der letztjährigen Schmach natürlich nicht zufrieden und beschließen den Ruderern entgegen zu paddeln. Als wir sie um die Kurve kommen sehen, drehen wir, setzen zum Sprint an… Der Rest ist Geschichte.

14_Eierfahrt_Tafel

Beim gemeinsamen Scherzen am Bootssteg über unseren Triumph und mögliche Taktiken für das nächste Jahr dämmert es so manchem, dass heute möglicherweise ein Wettrüsten begonnen wurde, das Potenzial für so manche Skurrilität hat. Aber was tut man nicht alles für eine große Portion Rührei, ein Jahr lang Ruhm und grummelnde Ruderer.

Ein frohes neues Jahr!